Heute habe ich wieder eine Krimi-Autorin zu Gast. Moa Graven schreibt Ostfriesland-Krimis.
Guten Tag Moa Graven.
Hallo liebe Ann-Bettina und danke für die Einladung zu diesem Gespräch!
Du hast gerade deinen neuesten Krimi »Fallensteller« herausgebracht. Erzähl uns doch ein bisschen darüber.
Oh, wo fange ich da an 😉 Der FALLENSTELLER gehört zu meiner Jan Krömer Krimi-Reihe in Aurich. Er ist der düsterste Charakter, den ich erfunden habe. Er ist ein bisschen melancholisch, sensibel und von stiller Natur. Und er sieht Dinge, die andere nicht sehen können, erahnt sie praktisch. Und so löst er auch intuitiv seine Fälle. Er hat Anfang 2015 eine Fortbildung zum Profiler gemacht, als der dritte Fall KNEIPENKINDER herauskam. Jan Krömer jagt immer Serientäter mit seiner Kollegin Lisa Berthold. FALLENSTELLER ist jetzt der vierte Fall, bei dem es um eine skurrile Mordserie geht, bei der die Opfer in Tierfallen stecken. Zu dem Fall habe ich sogar einen Kino-Spot drehen lassen, der zurzeit in Leer und in Papenburg im Kino läuft.
Deine Krimis bringst du in deinem eigenen Verlag heraus. Selfpublishing kann ich ja verstehen, aber gleich einen eigenen Verlag zu gründen. Nur damit die Bücher auch in Buchhandlungen landen? Lohnt sich das denn überhaupt?
Auf den ersten Blick sicher eine berechtigte Frage, da Selfpublisher in der Regel einen schwereren Stand in Buchhandlungen haben. Und gerade deshalb hat es mich gereizt, einen Verlag zu gründen. Denn, obwohl meine Bücher natürlich nicht in vielen Buchhandlungen ausliegen, so können sie doch von meinen Lesern bundesweit in Buchhandlungen bestellt werden, weil sie im VLB gelistet sind. Und diese Möglichkeit wird auch gerne überregional von meinen Lesern genutzt.
In deinem Verlag erscheinen auch Bücher anderer Autoren, die Ostfriesland-Krimis schreiben. Du machst auch Lesungen zusammen mit anderen Ostfriesland-Krimi-Autorinnen. Hast du keine Angst vor Konkurrenz?
Nein, auf gar keinen Fall. Es wäre ja naiv zu glauben, dass Leser nur auf meine Bücher warten 😉 Ich sehe andere Autoren nicht als Konkurrenten, sondern Menschen, die die gleichen Interessen und Hobbys haben wie ich, nämlich das Schreiben. Und da das in der Regel eine recht einsame Angelegenheit ist, nutze ich gerne gemeinsame Veranstaltungen mit Autoren und Autorinnen, um Spaß zu haben. Und das wiederum spüren die Gäste und Leser. So lade ich im Sommer Autoren zu einem Krimi-Camp in Ostfriesland ein, wo es jede Menge Überraschungen für die Gäste geben wird.
Deine Krimis erscheinen seit 2013. Inzwischen sind 17 Bücher erschienen, wenn ich mich nicht verzählt habe. Ein recht anspruchsvolles Programm. Wie schaffst du das? Schreibst du hauptberuflich?
Nein, leider noch nicht. Aber immerhin haben es mir meine Leser ermöglicht, meinen sogenannten Brotjob schon mal auf die Hälfte zu reduzieren. Dafür bin ich unendlich dankbar, denn Schreiben ist das Schönste, was es gibt für mich. An den Wochenenden kann ich Stunden damit zubringen, in meiner Krimi-Küche zu schreiben, nachzudenken und Tee zu trinken. Das ist mein Traumjob. Ich bin dann ganz in meinen Krimis verschwunden.
Du hast drei Krimi-Reihen ins Leben gerufen. Alle spielen in Ostfriesland. Die erste Reihe war wohl die um den Kommissar Guntram. Was charakterisiert diese Reihe?
Kommissar Guntram ist meine erste Krimi-Figur und hat mir sozusagen den Weg zu einer Karriere als Autorin bereitet. Guntram ist ein muffeliger Typ mit weichem Herz. Er hat eine Ehe, die vor sich hinplätschert und ein Faible für Chips und Whisky ? und manchmal auch für seine Kollegin Katrin Birgner. Und in seinen Fällen geht es immer um sozialkritische Themen. So geht es zum Beispiel in dem ersten Fall »Mörderischer Kaufrausch« um die Überlastung der Verkäuferinnen im Einzelhandel mit den vielen Überstunden und flexiblen Arbeitszeiten wegen der Mitternachtsshoppings. In den weiteren Fällen beschäftigt er sich mit illegaler Prostitution, den Machenschaften in der Altkleiderindustrie und der Arbeit in der Altenpflege.
Dann kam 2014 die Jan Krömer Reihe hinzu. Wodurch unterscheidet sie sich von der Kommissar Guntram Reihe? Oder anders gefragt, warum eine zweite Reihe?
Das war eher Zufall, dass eine weitere Reihe dazu kam. Eigentlich wollte ich nur einen Inselkrimi auf Norderney schreiben. Und plötzlich war da Jan Krömer, der mich nicht mehr losließ. Er ist jünger als Guntram und ein total anderer Typ. Er ist Single, tiefgründig und fordert meine ganze Kraft, wenn ich an seinen Fällen schreibe. Ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, ihn nicht weiter zu entwickeln.
Seit 2015 gibt es auch noch eine Reihe um Eva Sturm. Macht es für das Krimi-Schreiben einen Unterschied, ob es ein Kommissar oder eine Kommissarin ist?
Oh ja? Ich habe mich eines Tages selber gefragt, warum ich eigentlich männliche Hauptfiguren habe, obwohl ich selber eine Frau bin. Und dann habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, eine Ermittlerin zu erfinden. Was macht sie anders? Denkt sie anders? Geht sie anders an ihre Fälle heran? Und als ich den ersten Fall »Verliebt – Verlobt – Verdächtig« fertig hatte, habe ich gemerkt, dass das ein völlig anderes Schreiben ist. Ich kann da natürlich auch viel mehr von mir selbst einbringen. Eva ist Ende vierzig und hat die üblichen Frauenprobleme. Es macht riesigen Spaß, ihre Fälle zu schreiben und die Fans sind von ihr total begeistert, weil sie sich mit ihr identifizieren können.
Du lädst auch regelmäßig Leser zu dir in die »Krimi-Küche« ein. Wie bist du auf die Idee gekommen?
😉 Es hört sich vielleicht komisch an, aber die Idee war irgendwann einfach da. So geht mir das auch immer mit meinen Krimis. Ich bin unterwegs, spazieren mit meinen Hunden, bei der Arbeit oder liege auf dem Sofa und plötzlich ist etwas da, das mich dann nicht mehr loslässt. Und so war es auch mit der Krimi-Küche. Ich habe ein Zweifamilienhaus und die Küche im oberen Stockwerk wurde nicht genutzt. Also haben wir kurzerhand renoviert, ich habe die Küchenschränke zu Regalen für Krimis gemacht und die Krimi-Küche war da! Jetzt habe ich jeden Monat einen Special Guest bei mir, mit dem ich einen kleinen Film drehe und auf Youtube hochlade.
Hast du überhaupt noch Zeit selber zu lesen? Wenn ja, was liest du gerne?
Tja, eigentlich war Lesen meine große Leidenschaft. Gerade die Skandinavischen Krimis habe ich verschlungen und war gar nicht mehr ansprechbar. Doch seitdem ich selber schreibe, komme ich kaum noch dazu. Zurzeit lese ich OSTFRIESENSCHWUR von meinem lieben Kollegen Klaus-Peter Wolf. Und das hat gleich zwei Gründe. Zum einen bewundere ich ihn und seinen Erfolg mit seinen Ostfrieslandkrimis und zum anderen hat er meinen Jan Krömer Krimi KNEIPENKINDER darin erwähnt. Er ist ein toller Autorenkollege und Freund, der auch anderen Autoren immer eine Chance gibt. Das finde ich sehr sympathisch, weil es voll auf meiner Wellenlänge ist.
Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?
Also, als Schlusswort möchte ich natürlich meinen vielen Fans danken, die mir täglich ihr positives Feedback geben. Und natürlich ganz speziell meinem Partner Andy, der mich in allem unterstützt, was ich tue. Ich bin erst mit fünfzig angefangen, Krimis zu schreiben und habe darin meine große Erfüllung gefunden. Ich habe schon immer geschrieben, und selbst als kleines Mädchen Gedichte verfasst. Später kamen Kurzgeschichten dazu und eine freiberufliche Tätigkeit als Journalsitin. Man sieht, der Weg zum Schreiben war irgendwie immer da. Und jetzt bin ich in meinem Lieblingsgenre, dem Krimi angekommen. Ich habe meine Leidenschaft für das subtile Verbrechen entdeckt!
Vielen Dank für das Interview, Moa Graven. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Verlag und deinen Büchern.
Dankeschön! Ich habe gerne mitgemacht!