Was macht einen guten Krimi aus?

tatort

Diese Frage stellt Joyce Summer in ihrer Blogparade. Das Thema passt ganz hervorragend zur ABS-Lese-Ecke und ich bin ein echter Krimi-Fan. Klar, dass ich da mitmache. Die Blogparade läuft übrigens noch bis zum 31.03.16. Ihr habt also noch reichlich Zeit euch auch zu beteiligen 🙂

Wie das bei Blogparade so üblich ist, hat Joyce sich einige Fragen für die Teilnehmer überlegt.

Lieber Cosy oder Hard Core?

Muss ein Krimi vor Blut und Leichen nur so überquellen?
Oder darf es auch gemütlich zu gehen? Wollt ihr den Tod in all seiner Deutlichkeit beschrieben haben? Soll ein Krimi Gänsehaut und schlaflose Nächte bereiten?

Für mich muss ein Krimi nicht auf jeder Seite eine Leiche bieten. Es muss auch nicht in aller Deutlichkeit und mit tausend Einzelheiten beschrieben werden, wie der Tod eintrat oder wie die Leiche aussieht. Das macht für mich nur Sinn, wenn es für die weitere Handlung wirklich wichtig ist. Schlaflose Nächte brauche ich nicht und Gänsehaut verbinde ich eher mit Thrillern. Spannend muss er aber schon sein. Aber Spannung kann man auch durch Flasche Spuren, Rätsel, unerwartete Wendungen etc. erzeugen. Dazu sind keine Schock- oder Gruseleffekte erforderlich. Agatha Christie ist nicht weltberühmt geworden, weil ihre Krimis solche Schocker waren.

Wie sollen die Charaktere sein?

Brauche ich Protagonisten, mit denen ich mich identifizieren kann?
Oder kann der Kommissar, Ermittler oder – wer auch immer das Verbrechen aufklären will – unsympathisch, gebrochen oder sogar selber kriminell sein?

Für mich muss der Protagonist überzeugend sein. Die Figur sollte auch etwas origineller sein, als der verkrachte Privatdetektiv. Am besten kann ich mich mit Protagonisten identifizieren, die Ecken und Kanten haben und auch nicht alles auf Anhieb durchschauen oder richtig machen. Allerdings darf der Protagonist auch nicht zu dumm sein. Wenn er ständig nur durch Zufall vorwärtskommt, ist das wenig überzeugend. Natürlich fällt es mir erst mal leichter, mich mit einem sympathischen Protagonisten zu identifizieren, aber wenn er überzeugend ist, darf er auch ein Ekelpaket sein.

Wie wichtig ist euch der Ort des Geschehens?

Soll der Autor den Ort genau beschreiben? Oder spielt er eher eine untergeordnete Rolle? Mögt ihr lieber Krimis, die in warmen Ländern spielen? Oder den Krimi, der in der Heimat, im Ort um die Ecke spielt, so dass man vielleicht etwas wiedererkennt? Oder doch lieber den klassischen Skandinavien Krimi?

Wie wichtig der Ort ist, kommt auf den jeweiligen Krimi an. Bei einem Regional-Krimi spielt er natürlich eine Rolle. Wenn ich den Handlungsort kenne, ist das zwar nett, aber nicht wirklich wichtig. Wichtiger ist mir eine gute, spannende Story. Dann ist es auch egal, ob sie in einem exotischen Land, am Nordpol oder bei mir um die Ecke spielt.

Und was ist mit der Stimmung?

Soll der Krimi eher düster sein? Oder darf es auch mal mit einem Augenzwinkern zu gehen?

Da es in Krimis in der Regel um Mord und Totschlag geht, ist die Stimmung meist eher düster. Wenn es nicht zu sehr ins Alberne abdriftet, darf für mich durchaus Humor in einem Krimi vorkommen. Mir gefallen z. B. die Krimis rund um Amelia Peabody von Elisabeth Peters. Sie spielen im 19. Jahrhundert in Ägypten und es geht immer um Ausgrabungen, bei denen Verbrechen geschehen. Dabei mischt sich die Krimihandlung mit sozialkritischen und humorvollen Elementen. Ein gutes Beispiel ist »The Deads of the Disturber« .

Wollt ihr einen realen Bezug?

Kann der Krimi völlig der Fantasie des Autors entspringen, oder mögt ihr es lieber, wenn es einen realen Bezug auf reale Ereignisse und Personen gibt?

Beides kann sehr interessant sein. Allerdings darf bei dem Bezug auf reale Ereignisse die Krimi-Handlung nicht in Details untergehen. Andererseits, wenn sich der Krimi auf reale Ereignisse oder Personen bezieht, muss er auch stimmig sein.

Seid ihr Mitrater?

Wie steht es damit? Soll der Täter eine der Hauptfiguren sein? Die Hinweise im Text so, dass man die Chance hat mitzuraten? Oder spielt das keine Rolle und auch wenn der Mörder jemand ist, der erst am Ende des Buches eingeführt wird, nehmt ihr das dem Autor nicht übel?

Ich bin auf jeden Fall ein Mitrater. Deshalb ärgern mich auch Plots, die so einfach gestrickt sind, dass ich schon nach einem Drittel weiß, wer der Täter ist. Der Täter kann auch erst zum Ende des Buches eingeführt werden, wenn dies überzeugend geschieht. Wenn allerdings vollkommen unmotiviert ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert wird, bin ich sauer.

Was gehört sonst noch dazu?

Für mich ist die Logik der Handlung wichtig. Die Logik kann auch verdreht sein, z. B. bei einem psychisch gestörten Täter, aber sie sollte erkennbar sein. Schön finde ich es auch, wenn der Krimi gleichzeitig noch zum Nachdenken über Themen anregt, wie z. B. »Schneewittchen muss sterben« von Nele Neuhaus. In diesem Krimi geht es neben der eigentlichen Handlung um die Frage: «Wie reagierst du, wenn in deiner Nachbarschaft ein verurteilter Mörder einzieht?« Oder »Nur eine böse Tat« von Elisabeth George. Dort werden die sozialen Zustände im heutigen England der Einwanderer sehr eindrücklich geschildert.
So ein zusätzlicher Denkanstoß ist zwar schön, muss aber nicht unbedingt sein.

Und wie sieht das bei euch aus? Was macht für euch einen guten Krimi aus?

4 Gedanken zu „Was macht einen guten Krimi aus?

  1. Lina

    Ein Beitrag, der meine Meinung super widerspiegelt 😉 Bei mir muss auch nicht unbedingt auf jeder Seite eine Leiche rumliegen und lange und breite Folterbeschreibungen schrecken mich eher ab.
    Der Name Elisabeth Peters war mir zwar bekannt, aber nach deiner Beschreibung werde ich wahrscheinlich sogar was von ihr lesen.
    Liebe Grüße
    Lina

  2. Stephan 黒 [Portait-Foto-Kunst]

    Hallo Ann-Bettina,
    bei Krimis scheiden sich wirklich die Geister.
    Logik fehler sind für mich auch ein No-Go bei Krimis.
    Ich lese auch nur gelegentlich Krimis, da ich bei dem Genre etwas wählerisch bin.
    Zum Glück habe ich in meinem Freundeskreis einige Krimifans, die meinen Geschmack kennen und mich immer mit guten Tipps versorgen.
    Mein Hauptkritikpunkt an „moderneren“ Krimis ist folgender: Ich habe den Eindruck das Genre ist brutaler geworden.
    Das wird schon in der Eingangsfrage mit dem „Blut und den Leichen“ deutlich.
    Klar, Mord und Todschlag gehört zu einem Krimi, aber ich mag Krimis lieber die einen packende Geschichte und weniger Brutalität haben.
    Wichtig sind für mich auch immer die Hauptcharaktere.
    Von den Krimis die über die Jahre gelesen habe und die ich empfehlen würde fallen mir spontan nur 2 oder 3. ein.
    (Die Stieg Larsson Romane, Horst Evers „Der König von Berlin“ und „Das Wittgenstein Projekt“ von Philip Kerr)

    Liebe Grüße
    Stephan

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Stephan,
      manche Krimis scheinen wirklich in Bezug auf Brutalität mit Thrillern konkurrieren zu wollen. Schade. Ich lese auch lieber eine gut durchdachte, spannende Geschichte als eine detaillierte Beschreibung der Zerstückelung einer Leiche.
      Ein schönes Wochenende
      Ann-Bettina

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