Rezension: „Einundzwanzigster Juli“ von Anne C. Voorhoeve

21Juli

Titel: Einundzwanzigster Juli
Autorin: Anne C. Voorhoeve
Historischer Roman, Jugendbuch, TB, 415 Seiten, auch als eBook erhältlich

Die Autorin: Anne Charlotte Voorhoeve stammt aus Duisburg. Sie hat Politikwissenschaften, Amerikanistik und Alte Geschichte in Mainz studiert. Bis zum Jahr 2000 arbeitete sie als Verlagslektoren. Seitdem ist sie frei Lektorin und Schriftstellerin. Sie hat schon mehrere Bücher veröffentlicht, die sich kritisch mit der jeweiligen Zeit auseinandersetzen.

Das Buch: Dieser Roman entstand in Anlehnung an die Geschichte der Familie Stauffenberg. Die 14-jährige Philippa hört auf Schloss Lautlitz, dass auf den geliebten Führer ein Attentat verübt wurde. Noch mehr schockiert es sie, dass offensichtlich ihre Familie in die Ereignisse verwickelt ist. Der Staat schlägt sofort erbarmungslos zurück. Nicht nur die Täter werden verhaftet, sondern auch die Familie vom Kleinkind bis zur Großmutter. Die Sippenhaft führt sie in Gefängnisse, Konzentrationslager und Heime.

Auch wenn der Name Stauffenberg im Roman nicht vorkommt, ist deren Familiengeschichte die Grundlage der Erzählung. Die Handlung des Romans wird aus der Sicht der 14-jährigen Philippa erzählt. Sie und ihre direkte Familie sind frei erfundene Figuren. Alle anderen Protagonisten haben ein reales Gegenüber in der Familie Stauffenberg.

Wir treffen Philippa im vorletzten Kriegsjahr. Ihre Familie lebt in Berlin. Der Vater ist an der Front, der große Bruder in Frankreich umgekommen und sie selber war mit der Kinderlandverschickung jahrelang in Oschgau. Nun kommt sie zurück nach Berlin.

Als Patrioten kooperierte die Familie anfangs mit den Nazis, sah sich dann aber hin- und hergerissen zwischen der Liebe zum Vaterland und der Unterstützung eines verbrecherischen Systems. Philippa ist durch die Nazipropaganda in der Schule und dem BDM beeinflusst. Erst im Lauf der Zeit erkennt sie, durch die Dinge, die mit ihrer Familie passieren, welcher Geist wirklich hinter dem System steckt. Aus dem gedankenlos alles nachplappernden Kind wird innerhalb kürzester Zeit eine kritische junge Frau.

Die zweite zentrale Figur neben Philippa ist die Tante Lexi, eine Fliegerin und Ingenieurin. Diese Figur entspricht der Gräfin Melitta von Stauffenberg, der Schwägerin des Attentäters vom 21. Juli. Tante Lexi muss man einfach bewundern, wie sie als Halbjüdin einem verhassten Regime dient, um zuerst sich selbst und ihre Eltern zu retten, später um Philippas Familie beizustehen.

Der lebendige, schnörkellose Schreibstil und die liebevolle Schilderung der Figuren ziehen einen direkt in die Geschichte hinein. Die Handlung ist emotional sehr ansprechend und selbst für jemanden, der die geschichtlichen Ereignisse schon kennt, ausgesprochen spannend erzählt.

In einem Nachwort erklärt die Autorin, was an diesem Roman real und was Fiktion ist. Außerdem gibt es ein Namensregister im Anhang, mit dessen Hilfe man die Romanfiguren mit den realen Figuren vergleichen kann.

Für Jugendliche, die mindestens so alt sind wie die Protagonistin, kann ich dieses Buch absolut empfehlen. Aber auch Erwachsene sollten es lesen.