Interview mit dem Autor Rainer Doh

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Heute habe ich einen Autor zu Gast, der hauptsächlich Krimis schreibt.

Guten Tag Rainer Doh.

Dein neuester Krimi „Goldkap“ ist vor ein paar Monaten erschienen. Er ist der zweite Krimi einer Reihe, die in Norwegen spielt. Warum ausgerechnet Norwegen?

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Ich bin Norwegen-Fan und fahre seit vielen Jahren immer wieder in den Norden; die Landschaften dort sind einfach faszinierend. Und diese Tage, an denen es nicht dunkel wird, sind für mich auch was Besonderes. Ich war auch öfters mit den Hurtigruten unterwegs – das ist die ehemalige Postschiffroute entlang der norwegischen Küste. Und an Bord ist mir vor ein paar Jahren mal der Lesestoff ausgegangen, und weil ich meistens einen Computer dabei habe, habe ich einfach zu schreiben begonnen.

Der Vorläufer von „Goldkap“ war „Mordkap“. Um was geht es in diesem Krimi?

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Die beiden Bücher hängen nur insofern zusammen, als dieselben Figuren vorkommen, konkret: ermittelnde Behörde ist wieder die Polizeidirektion Tromsø.
Mordkap spielt an Bord eines Schiffs der Hurtigruten. Arne Jakobson, der „Held“ aus Goldkap, damals noch Dorfpolizist, wird an Bord der Midnatsol gerufen, um den Selbstmord eines Passagiers aufzunehmen. Natürlich stellt sich heraus, dass es sich um einen raffinierten Mord handelt; Arne gerät bald zwischen die Fronten mehrerer konkurrierender Geheimdienste, er selbst kommt in Lebensgefahr und am Schluss hängt es von ihm ab, ob das Hurtigruten-Schiff im Eismeer untergeht oder nicht. Ich verrate jetzt aber nicht, ob er es schafft …

Zwischen der Veröffentlichung von „Mordkap“ und „Goldkap“ lagen zwei Jahre. Warum? Bist du beruflich so eingespannt, dass du nicht zum Schreiben kommst?

Ich bin voll berufstätig und kann daher nur an Wochenenden und im Urlaub schreiben. Und es gibt natürlich auch Wochenenden, an denen ich ganz was anderes mache. Für Mordkap habe ich (mit vielen, vielen Pausen) sogar vier Jahre gebraucht, zwei Jahre sind also für mich schon recht schnell.

Wie kommt ein Wirtschaftswissenschaftler, der normalerweise IT-Fachtexte schreibt, dazu Krimis zu produzieren?

Das Schreiben von fiktionalen Texten ist für mich eine Art Ausgleichssport. Wenn ich zum Beispiel über Software-Systeme schreibe, muss ich mich genau an die Fakten halten, in einem Krimi kann ich mit meinen Figuren fast nach Gutdünken umspringen. „Fast“, denn manchmal entwickeln sie ein gewisses Eigenleben und man denkt sich: Also nein, das kann ich ihm/ihr nicht antun; dann überleben beispielsweise Figuren, die eigentlich erwürgt werden sollten. Umgekehrt ist mir zum Beispiel in Goldkap eine Figur mit ihrem dummen Geschwätz so auf die Nerven gegangen, dass ich sie im zweiten Teil kurzerhand in Gefängnis gesteckt habe.
So kann man natürlich nicht vorgehen, wenn man über die wirkliche Welt schreibt.

„Mordkap“ ist im Aufbau-Verlag erschienen, „Goldkap“ im Divan-Verlag. Warum das?

Auch Mordkap ist zunächst im Divan-Verlag erschienen. Bei der Ausgabe im Aufbau Verlag handelt es sich um eine Taschenbuch-Lizenzausgabe. Mordkap gibt es also doppelt, eigentlich sogar dreifach, weil es Mordkap bei Audible als Hörbuch gibt.

Du hast auch einen Familienroman geschrieben: „1990: Ganz andere Sorgen“. Erzähl uns doch etwas darüber.

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Ganz andere Sorgen ist zwar nach Mordkap erschienen, aber als Erstes entstanden. Es ist kein Krimi (obwohl es auch hier Tote gibt), sondern der Roman einer Familie zur „Wendezeit“ und spielt in den Jahren 1989 bis ca. 1995. Es handelt sich also um einen „Wenderoman“, aber – und damit unterscheidet er sich von allen anderen Wenderomanen, die ich kenne – er spielt nicht im Osten, sondern im Westen: Es geht hier um all die Glückritter, Investoren und Abenteurer, die damals am Untergang der DDR verdienen wollten, und von denen nicht wenige böse gescheitert sind. Das wird erzählt am Beispiel einer fiktiven Familie aus Württemberg. Diese Jahre waren auch in der „alten Bundesrepublik“ eine „spannende“ Zeit, es ist viel passiert, das man mittlerweile fast vergessen hat, und was die Ereignisse im Westen angeht, haben sie erstaunlicherweise so gut wie keinen literarischen Niederschlag gefunden.

Wird es auch dazu eine Fortsetzung geben?

Das ist nicht geplant. Ich hatte ohnehin den Eindruck, dass die Leser vom Thema „Wende“ mittlerweile nichts mehr hören wollen; auch wenn „Ganz andere Sorgen“ eine ganze andere Perspektive einnimmt. Aber ich muss zugeben: Es ist nach wie vor mein Lieblingsbuch, und wenn ich ganz alt bin, schreibe ich es vielleicht zu einem mehrbändigen Epos um.

Was liest du selber gerne?

Ich lese derzeit vor allem Krimis und Thriller, vor allem natürlich um mich weiterzubilden. Allerdings tue ich mich schwer, Krimis zu finden, die mich ansprechen. Die üblichen Serienkiller und die verwahrlosten Kommissare mit ihren ewig gleichen Familienkrisen, das geht gar nicht; völlig humorlose Bücher meide ich ebenfalls. Als Autor fiele mir spontan Jörg Maurer ein, seine Krimis sind herrlich überdrehte Geschichten; aber Mauerer kann man nicht lesen, den muss man als Hörbuch hören.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Derzeit ist Denkpause. Mal sehen, was das Jahr so bringt. Und seit Goldkap ist ja erst ein gutes halbes Jahr um, also bin ich noch im Zeitplan. Aber viele Leser wollen natürlich wissen, wie es Arne Jakobson weiter ergeht … Allerdings, Mordkap, Goldkap – nun wird es etwas schwierig, weitere -kap-Titel zu finden.

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Ich fürchte, ich habe mich ohnehin schon verplaudert.
Aber vielleicht das noch: Unter den ersten hundert Einsendungen verlose ich ein Exemplar von Mordkap.
Schickt eine Mail an rainer.doh(at)googlemail.com mit dem Betreff „Mordkap-Verlosung“.
Die Verlosung endet am 24.3.18 24:00

Vielen Dank für das Interview, Rainer Doh. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Auf den Autor bezogene Werbung:
Homepage des Krimis Goldkap: https://goldkap.wordpress.com/
Homepage des Krimis Mordkap: https://mordkap.wordpress.com/