Titel: Unwert – Der Weg des Kirschmädchens
Autorin: Yasmin Alinaghi
Roman, Taschenbuch, 307 Seiten, auch als eBook und als Hörbuch erhältlich, Verlag „Tinte & Feder“
Die Autorin: Yasmin Alinaghi ist Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hessen. Seit ihrer Kindheit hat sie in verschiedenen Ländern Europas, in den USA und im Nahen Osten gelebt. Heute wohnt sie mit ihrem Mann in der Nähe von Limburg an der Lahn. Der Roman „Unwert – Der Weg des Kirschmädchens“ entstand aus der Erzählung „Unwert“, für die sie 2020 den Amazon Storyteller X Award gewonnen hat.
Das Buch: Der Roman spielt in den Jahren ab 1935 in Deutschland. Auf einem Bauernhof im Rheingau lebt die 13-jährige Käthe Klepper. Von klein auf musste sie hart arbeiten und konnte nur drei Jahre lang die Dorfschule besuchen. Das ist für sie aber kein Problem bis der Erntehelfer Zores auf den Hof kommt und sich mehrfach an ihr vergeht. Damit gerät nicht nur ihr Leben aus den Fugen, sondern auch das der restlichen Dorfbewohner, deren Leben durch die Machtübernahme der Nazis ohnehin durcheinander gebracht wird. Käthe gerät in das Visier der, vom Amtsarzt angeführten fanatischen Nazi-Anhänger. Damit wird eine Entwicklung in Gang gesetzt, die letztlich das ganze Dorf verändert.
„Unwert – Der Weg des Kirschmädchens“ ist ein Roman, keine Biografie. Er beruht aber teilweise auf realen Gerichtsakten. Das zentrale Thema ist die Zwangssterilisation von Menschen, die von den Nazis als „unwert zur Vermehrung“ angesehen wurden. Daher veröffentliche ich diesen Beitrag bewusst heute, am Jahrestag der Befreiung des KZs Auschwitz. Beim Lesen wird einem schnell klar, dass die Nazis nicht nur durch ihre überzeugten Anhänger erfolgreich waren. Sie wurden auch von Leuten unterstützt, die sich dadurch einen persönlichen Vorteil verschaffen wollten.
Der Roman ist sehr lebendig geschrieben und zieht einen sofort in die Handlung hinein. Obwohl der Ausgang vieler Handlungsstränge durch das Wissen um die historischen Tatsachen vorhersehbar ist, bleibt der Roman bis zur letzten Seite spannend. Das liegt sicher auch daran, dass einem die Hauptfigur, das Kirschmädchen, ans Herz wächst. Dabei wird die Handlung aus der Perspektive verschiedener Figuren dargestellt.
Die handelnden Personen sind glaubhaft beschrieben und teilweise durchaus vielschichtig angelegt. So werden sie beim Lesen vor dem inneren Auge lebendig. Nicht alle erliegen der Nazi-Ideologie, einige schaffen es, sich richtig und anständig zu verhalten, obwohl dies mit großen persönlichen Risiken verbunden ist.
„Unwert – Der Weg des Kirschmädchens“ schafft es, den Leser*innen ein wichtiges, aber wenig beachtetes Kapitel der NS-Herrschaft, die Zwangssterilisation, im Rahmen einer spannenden Geschichte nahe zu bringen. Beim Lesen habe ich oft zwischen Hoffnung und Empörung geschwankt.
Beim Lesen dieses Romans habe ich nicht nur neuer Erkenntnisse über ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte gewonnen, sondern mich gleichzeitig gut unterhalten. Ich kann „Unwert – Der Weg des Kirschmädchen“ daher unbedingt allen Leser*innen empfehlen.