Interview mit dem Autor Rudi Jagusch

eifelmonster

Heute habe ich einen Krimiautor zu Gast, der quasi bei mir und die Ecke wohnt. Schließlich sind Köln und Aachen nicht wirklich weit voneinander entfernt.

Guten Tag Rudi Jagusch.

Deinen neuesten Krimi „Eifelmonster“ hast du voriges Jahr herausgebracht. Um was geht es in diesem Fall?

„Eifelmonster“ ist der 4. Roman aus meiner Eifelkrimi-Rreihe. Meine Kommissare sind Hotte Fischbach, ein Ureifeler und bekennender Extrem-Motorradfahrer, und Jan Welscher, der jüngere Kollege, der in die Eifel zwangsversetzt wurde.

Diesmal jagen die beiden einen hinterhältigen Sniper, der anscheinend wahllos unschuldige Bürger niederstreckt. Als Erster muss ein Autohändler dran glauben, dann setzt sich die Serie während einer Oldtimer-Rallye quer durch die Eifel fort, bis alles in einem teuren Schrotthaufen endet. Oder anders: Für die Ergreifung des Täters musste ordentlich „geblecht“ werden.

Für mich war das ein Heidenspaß. Ich konnte mich mal so richtig austoben.

Einige deiner Bücher sind Eifelkrimis, andere Vorgebirgskrimis. Nun kann ich mir ja unter einem Eifelkrimi etwas vorstellen, aber was ist ein Vorgebirgskrimi?

Eigentlich das Gleiche in grün, um es salopp darzustellen. Anstatt in der Eifel spielen die Vorgebirgskrimis in der Region zwischen Köln und Bonn, zwischen Swisttal und dem Rhein, also in Bornheim und Umgebung.
Ich schildere hier in die Örtlichkeit so detailliert, da ich im Großraum Köln/Bonn Buchhändler kennengelernt habe, die auf meine Frage: „Warum haben Sie denn meine Vorgebirgskrimis nicht im Programm?“ entgegnet haben: „Was soll ich hier mit einem Vorgebirgskrimi? Ist doch vor den Alpen, oder etwa nicht? Also weit weit weg, liest hier niemand.“
Sechs! Setzen! Hätte ich am liebsten geantwortet.

Eifelkrimis gibt es ja schon eine ganze Weile, z. B. von Jacques Berndorf. Ein Vorbild für dich?

Nein, in schriftstellerischer Hinsicht ist er kein Vorbild für mich. Ich habe zwar alle Krimis von ihm gelesen, doch ist seine Schreibe nicht die meine. Ich lege auf andere Dinge wert.
Allerdings schätze ich ihn sehr. Er ist der Eifelkrimi-Guru, er hat den Eifelkrimi erfunden.

Du schreibst bzw. veröffentlichst seit 2004. Dein erster Kriminalroman kam 2007 heraus. Mittlerweile sind es 10 Bücher, wenn ich mich nicht verzählt habe. Das ist weniger als ein Jahr pro Buch. Hast du eine besondere Technik, um so produktiv sein zu können?

Das Zauberwort ist: Disziplin. Also dran bleiben, immer dann schreiben, sobald man Zeit hat, den inneren Schweinehund jeden Tag besiegen … schreiben, schreiben, schreiben. Das muss ins Blut übergehen.

Außerdem bist du immer mal wieder Jury-Mitglied bei Krimi-Wettbewerben. Ist das nicht sehr zeitintensiv?

Nicht so sehr, wie man es im ersten Moment vermutet. Denn wenn ich nicht schreibe, dann schnapp ich mir ohnehin meistens ein Buch. Während ich Jury-Mitglied bin, lese ich dann halt die eingereichten Texte. Was dabei natürlich verloren geht, ist die Freiheit, das zu lesen, was man lesen will. Man ist dann absolut fremdbestimmt.

Zweimal warst du selber als Teilnehmer beim „Germanwings-Story-Award“ erfolgreich. Waren das auch Krimis, mit denen du da teilgenommen hast?

Nein, das waren Lovestorys. Wenn ich so darüber nachdenke … hm … vielleicht sollte ich mal das Genre wechseln.

Ich denke, ein Krimi unterscheidet sich nur wenig von einer Liebesgeschichte. Im Krimi fiebert man darauf hin, dass die Ermittlerin den Täter dingfest macht. Bei einer Liebesgeschichte wird der Ermittler durch einen Verliebten ersetzt, der alles unternimmt, um am Ende seine Angebetete in den Armen halten soll. Ähnelt sich doch sehr, oder nicht?

Deine Thriller, z. B. „Mordsommer“ spielen auch in Köln bzw. in der Eifel. Wird dir diese regionale Einengung nicht irgendwann mal langweilig?

mordsommer

Nein, nein, durchaus nicht. Ich liebe die Region. Es gibt auch eine ganz pragmatische Sicht: Es erspart mir Recherchearbeit, denn ich kenne mich in „meiner“ Region bestens aus. Frei nach Goethe: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nahe.“

Kommst du neben dem Schreiben überhaupt noch dazu andere Hobbys auszuüben?

Neben dem Lesen, das ich bereits oben erwähnt habe, gehe ich zwischen Mai und Oktober joggen („Weichei“-Läufer). Dreimal die Woche plane ich ein, manchmal läuft es besser, manchmal habe ich „einen Stein im Schuh“. Aber egal wie ich mich körperlich fühle, das Laufen macht den Kopf frei und bietet den Vorzug, dass ich praktischerweise ungestört über Plots nachdenken kann.

Deine Homepage sieht sehr ansprechend aus. Hast du die selber erstellt?

Oh, vielen Dank. Ich bastle gerne an meiner Homepage herum, probiere unterschiedliche Dinge aus. Wichtig ist mir: ein stetiger Wandel. Nichts ist in meinen Augen schlimmer, als ein überalterter Internetauftritt.
Ich kenne viele Pages, die vor zwei, drei Jahren programmiert wurden und damals total „hip“ aussahen. Doch auch Internetauftritte folgen einem Zeitgeist, einer Mode, wenn man es so nennen mag. Bleibt man da nicht am Ball, dann sieht alles schnell „alt“ aus. Das wirkt dann nur noch antiquiert, vernachlässigt und lieblos. Darf es aber nicht. Ich finde, die Homepage ist DIE Visitenkarte des Autors. Daher muss das ansprechend aussehen.
Mein Tipp: Ruhige etwas ausprobieren, mutig sein.
Klar, manchmal liegt man daneben. Aber kümmert man sich gar nicht mehr um seine Homepage, ist eins garantiert: Sie staubt garantiert optisch ein.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Immer und stetig.
Es ist ein Kreislauf: Idee entwickeln, Exposé entwerfen, Agentur einschalten, auf Rückmeldung warten, dann Rohfassung schreiben, anschließend mehrmals überarbeiten, Lektorat, zweites Lektorat, Korrektorat, Fahne lesen, durchatmen, endlich fertiges Buch in den Händen, Lesungen …
… und das alles mit verschiedenen Projekten gleichzeitig.
Es wird nie langweilig.

Möchtest du den Leser*innen sonst noch etwas erzählen?

Vielen Dank, dass es Euch Leser*innen gibt! Dass ich Euch meine Geschichten erzählen darf, dass Ihr zu meinen (bzw. grundsätzlich zu) Büchern greift, das ist einfach genial. Ihr seid genial! Ohne Euch gäbe es uns schreibende Zunft nicht.
Und: Das ist vollkommen ernst gemeint, kein Marketingtrick oder so etwas. Versprochen!

Vielen Dank für das Interview, Rudi Jagusch. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.