Ich freue mich heute Martina Jansen zum Autoreninterview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. Martina Jansen hat die fast wahre Autobiografie „Luna – Abenteuer Singlebörse 2.0“ geschrieben. Meine Rezension dieses Buches findet ihr hier.
Guten Tag, Martina Jansen.
Hallo Ann-Bettina.
Vielen Dank für die Einladung zum Interview.
„Luna – Abenteuer Singlebörse 2.0“ ist so eine Art Erlebnisbericht. Wie bist du auf die Idee gekommen dein Glück in Online-Singlebörsen zu versuchen?
Wie das halt so ist, nach einer Trennung ändert sich der Freundeskreis ganz gewaltig und du musst dich erst einmal neu orientieren.
Meine ursprüngliche Absicht war es nicht dort einen Partner, sondern Gleichgesinnte für Unternehmungen zu finden, damit die Wochenenden alleine nicht zu lang werden. Da meine Freundinnen ausnahmslos (wieder) liiert sind, sehe ich sie daher samstags und sonntags selten.
Leider wohne ich aber auch nicht in einer Großstadt, so dass das Angebot für ältere Singlefrauen mehr als dünn gesät ist.
Ich bin zwar nicht so computerunerfahren wie meine Protagonistin Luna, war jedoch blauäugig in bezug auf Bekanntschaften, die ich in diesen Börsen zu machen hoffte. Ich bin, das muss ich ja ehrlich zugeben, davon ausgegangen, dass ich ganz schnell interessante Männer und Frauen kennen lerne und wir an den Wochenenden zusammen etwas unternehmen.
Fehlanzeige!!! Obwohl es keine reine Partnerbörse, sondern eher eine Kennenlern-Plattform war, habe ich zu Frauen gar keinen Kontakt bekommen und die meisten Männer wollten lediglich eine lockere Partnerschaft oder eine Zweitbeziehung.
Aufgefallen sind mir die vielen peinlichen oder lustigen Profiltexte, die ich dann erst einmal für alle Fälle gespeichert habe, wofür wusste ich damals noch nicht.
Ich habe das Chatten in der Börse dann relativ schnell ganz aufgegeben, okay fast ganz aufgegeben, bin dann nur noch zu Recherchezwecken online gegangen ;-).
War das deine Idee, deine Erfahrungen in einem Buch zu verarbeiten?
Ja, ich bin nachts wachgeworden und sah das Buch fertig vor mir. Früh morgens habe ich mich sofort an den Schreibtisch gesetzt und konnte gar nicht so schnell schreiben, wie meine Gedanken flossen
Kurz darauf habe ich dann 25 Bücher bei einer örtlichen Druckerei in Auftrag gegeben und die Bücher an Familie und Freundinnen verschenkt.
Folgt jetzt als Nächstes „Luna – Abenteuer Single-Clubs offline“? 🙂
Nein, es folgt die FSK18 Version 😉
Nein im Ernst, meine Eltern würden das Buch ja dann auch wieder lesen und die Welt nicht mehr verstehen. Also bleibt es bei der zensierten Version.
Kannst du uns etwas über deine Erfahrungen als Selfpublisher erzählen? Wie bist du vorgegangen?
Nachdem die 25 Bücher so gut angekommen sind, musste ich mich entscheiden, wie es weiter gehen sollte.
Ich habe daraufhin vier Verlage angeschrieben und mein Werk vorgestellt.
Ein Verlag antwortete gar nicht, den anderen Verlagen war entweder die Geschichte zu kurz, ihnen fehlte eine ausführliche Beschreibung Lunas oder sie wollten zwei weitere Geschichten von mir zusammen in einem Buch veröffentlichen.
Da ich von zwei Bekannten weiß, wie sehr Verlage das eigene Buch in vielen Fällen so verändern, dass es kaum noch als Original zu erkennen ist, habe ich mich für Selfpublishing entschieden und weitere 100 Bücher online drucken lassen und in meinem Bekanntenkreis verkauft.
Als auch diese Bücher dann auch zur Neige gingen, wollte ich nicht noch einmal so viel Geld für weitere Exemplare ausgeben, aber Luna immer noch nicht von einem Verlag verändern lassen.
Also habe ich gegeoogelt und bin bei create space gelandet. Cover, Inhalt, Format etc. lagen jetzt ausschließlich wieder in meiner Hand. Die Printversion wurde durch deren Programm in eine eBook-Reader Version umgewandelt, dort bekam ich auch zusätzlich noch kostenlos eine ISBN-Nummer. Der Verkauf und die Listung des Buches und des ebooks finden durch amazon statt. Ab einer gewissen Verkaufszahl, wirbt amazon sogar für Bücher, die im create space entstanden sind.
Bis man aber so weit ist, muss man selber die virtuellen Klinken putzen und in Leserunden, Vorlesungen, Facebook, google+ oder durch (hoffentlich) gute Rezensionen in ansprechenden Blogs selber für sich werben.
Was machst du, wenn du gerade keine Singlebörsen unsicher machst oder darüber schreibst?
Ich mache keine Singlebörsen (mehr) unsicher, ich halte es wie Luna mit ihrem Schlusssatz: LOL … lieber offline leben
Vom Verkauf des Buches kann ich mittlerweile ganz gut leben, allerdings nur einen Tag lang, ab abends wird es dann eng 😉 Daher muss ich leider auch noch richtig arbeiten und erstelle Webseiten, pflege Accounts und Onlineshops oder schreibe Newsletter, was gerade so kommt.
Du hast als Frau einen typischen Männerberuf gelernt. Dafür wird ja viel Reklame gemacht. Wie sind deine Erfahrungen? Würdest du das einer jungen Frau empfehlen?
Damals wurde wir in einen goldenen Käfig gepackt und standen einfach ständig im Mittelpunkt.
Geschadet hat es nichts, geholfen aber auch nicht. War eine schöne Zeit und ich habe auch gut Geld verdient, aber ich weiß nicht, ob ich es noch einmal so machen würde.
Auf Dauer gesehen, können die meisten Frauen etliche typische Männerberufe im höheren Alter einfach nicht mehr ausführen, vor allem, wenn dabei Kraft oder sonstiger körperlicher Einsatz gefordert wird.
Ein späterer Wiedereinstig, wenn die Kinder groß sind, oder Aushilfen am Wochenende sind in diesen Berufen nicht so üblich wie in den typischen Frauenberufen Friseurin oder Verkäuferin.
Kann ich das einer jungen Frau empfehlen? Ja, wenn sie sich über die Nachteile im Klaren ist, dann ist die Ausbildung in einem Männerberuf eine Erfahrung wert.
Reagieren Männer nicht verstört, wenn sie erfahren, dass du Industriemeisterin im Bereich Elektrotechnik bist? So etwas unweibliches machst? 🙂
Verstört eigentlich weniger, eher erstaunt, denn damals war es ja noch Neuland. Heute erwähne ich es kaum noch. Liegt einfach schon zu lange zurück und ich arbeite ja mittlerweile seit etlichen Jahren nicht mehr in diesem Beruf.
Welche Bücher liest du selber?
Thriller, Satire und Humorvolles, Erfahrungen, aber auch gerne auch Mails an mich.
Yellow press interessiert mich absolut nicht.
Was sind deine Hobbys?
Ich schreibe oder lese eigentlich fast immer. Darüberhinaus bin ich gerne in meinem Garten, treffe mich mit Freunden, arbeite ehrenamtlich und bin Neuem gegenüber aufgeschlossen.
Denkst du daran weitere Bücher zu schreiben oder war „Luna“ eine einmalige Aktion?
Luna sollte eigentlich eine einmalige Aktion statt Blumen und Pralinen sein, aber nun habe ich schon Ideen für weitere Bücher im Kopf und werde sie wahrscheinlich auch umsetzen. Schau’n wir mal 🙂
Vielen Dank für das Interview, Martina Jansen. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!
Danke dir Ann-Bettina, war mir eine Freude.
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