Heute können wir Yvonne Kaeding zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen. Yvonne Kaeding hat den Roman „Ein Jahr in drei Tagen“ geschrieben.
Guten Tag, Yvonne Kaeding.
Guten Tag, Ann-Bettina Schmitz und lieben Dank für die Einladung.
Kannst du uns kurz erzählen, um was es in deinem Roman geht?
In der Ehe von Laura und Simon liegen die guten Zeiten eine Weile zurück. Um wieder etwas gemeinsam zu erleben, bucht Laura für ihren Krimifan Simon ein Wochenende mit „Leiche“ an der Ostsee, bei dem die Teilnehmer im fiktiven Mordfall von Tante Martha ermitteln.
Während Simon sich gut amüsiert, wird es für Laura mehr und mehr zur Qual. Vor allem setzt ihr die Rolle zu. Im Verlauf der Erzählung erfährt der Leser die ganze Geschichte über Laura und Simon, vom Kennenlernen bis zu dem Tag, da sie kurz vor der Trennung stehen. Er schaut den Hobbydetektiven bei ihren Ermittlungen zu und durchlebt mit Laura ihr ganz persönliches letztes Jahr.
Vor diesem Roman hast du einige Kurzgeschichten geschrieben, von denen auch die eine oder andere in Anthologien veröffentlicht wurde. Gehörten diese Kurzgeschichten alle demselben Genre an?
Nein. Es sind zwei Märchen, eine Teenager-Love-Story, eine Dystopie, ein Kurzkrimi und eine Alltagsgeschichte.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Im Abitur versuchte ich mich erstmals an Kurzgeschichten, die ich aber niemandem außer meiner Deutschlehrerin zeigte. In den folgenden 15 Jahren schrieb ich nicht, wurde jedoch ein Bücherwurm. Erst 2008 brachte mich eine Freundin dazu, es wieder mit einer Kurzgeschichte zu versuchen.
Y: Ja, früher hab ich auch geschrieben …
A: Warum hast du damit aufgehört?
Y: zuckt mit den Schultern
A: Die Geschichte, die du mir gerade erzählt hast, das wäre doch eine hübsche Kurzgeschichte.
Y: Vielleicht.
A: Okay. Bis nach dem Urlaub schreibst du sie auf oder lädst mich zum Essen ein.
Y: Boah!
Ich schrieb. Und ich fand die Geschichte toll. Also stellte ich sie in einem Forum ein, damit auch die Welt meine Geschichte lesen konnte. Sie war wohl nicht so gut, es kam viel Kritik, die jedoch meinen Ehrgeiz weckte. Wenn es besser geht, wollte ich es besser machen.
Du gehörst den „Wortkriegern“ an 🙂 Was hat man sich darunter vorzustellen?
Wortkrieger.de hieß bis vor einem Jahr noch Kurzgeschichten.de und ist eine Plattform für Hobbyautoren. Man kann dort Geschichten einstellen, erhält Feedback von den anderen Autoren, überarbeitet die Geschichte, erhält erneutes Feedback und so weiter. Nutzt man das Forum richtig, kann man ungemein viel lernen. Mit richtig meine ich, nicht nur auf Kritiken warten, sondern auch selbst aktiv kritisieren. Was funktioniert gut? Was nicht? Und vor allem: warum? Die Antworten ergeben am Ende einen ganz persönlichen Schreibratgeber, der auch im Kopf bleibt.
Auf Neobooks bist du auch vertreten und hast dein Buch darüber erstellt. Würdest du jedem Autor Neobooks empfehlen? Welche Hilfestellung bekommt man dort?
Ich selbst habe Neobooks empfohlen bekommen und mich deshalb auch nicht weiter mit anderen Distributoren oder mit KDP-Select (Amazon) beschäftigt. Ich kann also nicht wirklich etwas zu den Vor- und Nachteilen sagen.
Welche Art von Hilfe man bekommt? Erst mal lässt sich dort ein eBook ganz einfach erstellen und es wird an viele Händler ausgeliefert. Man kann jederzeit seine Fragen per Mail oder Telefon loswerden. Sollte es Probleme mit den Abrechnungen oder dem Vertrieb geben: Das Team kümmert sich. Zudem findet man im Forum eine Menge Antworten auf Fragen, die einen Neuling wie mich auf dem Gebiet des Self-Publishing umtreiben. Wie bewerben? Wie gestaltet ihr eure Cover? Was gehört in einen Klapptext? Ich hatte viele Fragen. Die Autoren helfen sich untereinander, das ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt.
War es ein großer Sprung von den Kurzgeschichten zu einem Roman?
Für mich schon. Nicht, was das Handwerkliche betrifft. Ein Dialog ist ein Dialog, eine Szene ist eine Szene und Figuren sind Figuren. Ich habe etwas ausführlicher geplottet, damit ich am Ende nicht mit einer Nebenhandlung in der Sackgasse festklemme. Was mir wirklich zu schaffen gemacht hat, war, dass ich nicht aller naselang jemandem meine Seiten unter die Nase halten konnte, und sagen: Lies mal! Kurzgeschichten sind flott geschrieben und gelesen. Man erfährt recht schnell, ob es dem Leser gefällt oder nicht. Bei dem Roman schrieb ich über ein Jahr unwissend vor mich her, stets mit der Angst im Nacken – am Ende finden es alle langweilig und doof. Darüber die Motivation aufrecht zu halten, war meine größte Herausforderung.
Hast du dich auf das Schreiben durch Kurse oder ähnliche vorbereitet?
Ich hatte mal einen Lehrgang belegt und schnell wieder abgebrochen. Da bekam ich nur eine Einzelmeinung zu meinen eingereichten Übungen und die war um einiges netter, als was mir die Wortkrieger um die Ohren gehauen haben.
Ich habe gut fünf Jahre lang fast täglich eine Kritik für eine Kurzgeschichte verfasst, somit über 1500 mal Textanalyse betrieben. Parallel dazu arbeitete ich an meinen Geschichten.
Bei jedem Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe, liefen die Fragen automatisch mit. Wie macht der Autor das? Wie baut er so viel Spannung auf? Wie gestaltet er Zeitsprünge oder Perspektivwechsel? Wieso mag ich die Figur? Wenn ich ein Buch beende und denke: Gott, ist das gut, dann weiß ich, ich kann noch eine Menge dazu lernen.
Was liest du selber?
Vom Kinderbuch übers Jugendbuch, von schlichter Unterhaltung zu den Klassikern der Weltliteratur, kurze Sachen, dicke Wälzer, Krimis, Liebesromane, Komisches, Dramen … am liebsten jedoch Romane, die den gesellschaftlichen Alltag widerspiegeln.
Hast du noch andere Hobbys, außer Schreiben?
Ich wandere, vorzugsweise mit meinem Mann in Skandinavien. Ich verbringe gern Zeit mit Logikrätseln und in meinem kleinen Garten. Zudem gibt es Themen, die mich so interessieren, dass ich mich intensiver mit ihnen beschäftige, ich bin also eine Art Freizeitstudentin.
Zwischendurch, davor und danach: Lesen.
Schreibst du schon an einem neuen Roman oder einer weiteren Kurzgeschichte?
Ich habe einen im Kopf. Eine ziemlich genaue Vorstellung von den Figuren, ihren Konflikten und dem Setting. Ich muss alles nur noch aufschreiben :).
Die Kurzgeschichten kommen zwischendurch. Wenn ich mal aus der Romanwelt raus muss und Abwechslung benötige. Vielleicht überkommt mich das Bedürfnis, jemanden über die Felskante zu schubsen, einer Figur das Leben schwer zu machen oder ihr die große Liebe zu gönnen. Vielleicht stolpere ich über eine interessante Ausschreibung.
Vielen Dank für das Interview, Yvonne Kaeding. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Ich danke. Und ich wünsche dir ebenfalls viel Erfolg, Gesundheit und Freude bei deinen Vorhaben.
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