Interview mit dem Autor Ronny Rindler

RonnyRindler

Mein heutiger Interview-Gast ist Ronny Rindler. Nach seiner Ausbildung und Tätigkeit als Musical-Darsteller hat er sich dem Studium des Schreibens gewidmet. Heute ist er Autor, Copywriter und Schreibcoach.

Guten Tag Ronny Rindler.

Hallo Ann-Bettina, schön, dass ich in deinem Blog ein wenig über mich und meine Arbeit erzählen darf. Danke!

Gerade ist dein Buch Mörderische Nachbarschaft herausgekommen. Erzähle uns doch mal etwas darüber.

moerderische-nachbarschaft

Ich schreibe ja bereits seit mehreren Jahren Kurzkrimis für verschiedene Zeitschriften. Schon sehr lange hat mein Agent mich zu überreden versucht, meine Lieblinge einmal in einer Anthologie zusammenzufassen. Mit „Mörderische Nachbarschaft“ hat er es endlich geschafft. Es war aber ziemlich schnell klar, dass es für eine Anthologie nicht funktionieren würde, die sehr kurzen Zeitschriften-Versionen einfach aneinanderzureihen. Ich habe also meine alten Manuskripte herausgewühlt, jeden Krimi noch einmal grundlegend überarbeitet und mir ein Konzept für das Buch überlegt. Das war aufwendiger als ich vermutet hatte, was dazu führte, dass ich den ursprünglichen Veröffentlichungstermin im Dezember absagen musste. Nun bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

2012 ist deine Volksmusik-Krimikomödie »Mord im Musikanten-Beisl« in Wien uraufgeführt worden. Was hat man sich denn unter einer Volksmusik-Krimikomödie vorzustellen? So eine Art Musical mit Volksmusik?

Der Mord im Musikantenbeisl ist eine Hommage an die Volksmusiksendungen der öffentlich rechtlichen TV-Sender. Der Zuschauer ist live bei der Aufzeichnung eines solchen TV-Events dabei. Natürlich präsentieren die Volksmusik-Stars ihre Hits. Bis plötzlich ein Mord geschieht. Und da alle Zuschauer Zeugen sind, müssen sie bei den polizeilichen Ermittlungen mithelfen. Es gibt drei mögliche Täter und je nachdem, wen das Publikum beschuldigt, auch drei verschiedene Enden. Die Musik für dieses Krimitheater hat Rory Six geschrieben, was mich sehr stolz macht. Denn für sein Musical „Wenn Rosenblätter fallen“ wurde er in Belgien preisgekrönt. Man könnte also schon sagen, dass es sich um eine Art Krimi-Musical zum Mitraten handelt.

Du warst früher Musical-Darsteller und hast dann auf Autor und Copywriter »umgesattelt«. Wie ist es dazu gekommen?

Das hat viel mit meiner letzten Musical-Produktion zu tun. Die Arbeit an „Ich war noch niemals in New York“ habe ich von Anfang an begleitet, lange schon, bevor es überhaupt zur Premiere kam. Ich habe an unzähligen Readings teilgenommen, Workshops zusammen mit Udo Jürgens gemacht, die Stück-Entwicklung als Darsteller live miterlebt und dann die Show schließlich von der ersten bis zur letzten Vorstellung in Hamburg gespielt. Das war eine unglaublich erfüllende Arbeit, die ich nie vergessen werde.
Damals hatte ich tatsächlich das Gefühl, im Musical-Bereich alles erreicht zu haben, was ich mir immer erträumt hatte. Ich wollte diesem Erlebnis nicht bis zum Ende meiner Karriere hinterherhecheln müssen. Ich spürte, dass es an der Zeit war, weiterzugehen und neue Ziele zu finden. Schreiben wollte ich schon immer. Also habe ich es einfach gewagt.

Nun ist es eine Sache zu sagen, ab morgen bin ich Autor. Eine andere Sache ist es damit Geld zu verdienen. Du hast für mehrere Zeitschriften Kurzkrimis geschrieben. Wie bist du an die ersten Aufträge gekommen?

Das ist ein Bild, das man so im Kopf hat: „Ab morgen bin ich Autor.“ Tatsächlich ist es ein langsamer und schleichender Prozess. Begonnen hat er mit meiner Entscheidung, das Autorenhandwerk von Grund auf zu lernen und Belletristik zu studieren. Damit habe ich auch meinem Umfeld deutlich gemacht, dass ich es ernst meine. Ich habe nicht nur geredet, sondern ein Handwerk gelernt. Das hat dazu geführt, dass mich schnell Theater-Kollegen gefragt haben, ob ich nicht hier und da einmal etwas für sie schreiben könne. Darüber kam ich an den Auftrag mehrere Krimidinner-Abende zu entwickeln. Das wiederum bekam mein jetziger Agent mit, der damals Krimiautoren suchte. Er schrieb mich über Facebook an. Ich hätte ihm beinahe gar nicht geantwortet. Ich hielt ihn für einen Spinner.

Erkläre den Lesern doch bitte mal, was ein Copywriter macht.

Das Wort „Copywriter“ ist tatsächlich irreführend. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich sowas wie ein Ghostwriter wäre oder gar Sachen abschreiben würde. Tatsächlich ist ein Copywriter nichts anderes als ein Werbetexter. Ich bin vor zwei Jahren aus Neugier in diesen Berufszweig mit eingestiegen und habe beispielsweise zahlreiche Onlinekampagnen für BMW getextet. Das war eine tolle Erfahrung, insbesondere die Projekte für die neuen Elektrofahrzeuge von BMW i fand ich großartig. Da ist meine Leidenschaft für Science-Fiction voll auf ihre Kosten gekommen.

2011 warst du für den Kurd-Lasswitz-Preis, einen Preis für deutschsprachige Science-Fiction, nominiert. Wer hat dich für diesen Preis nominiert?

Gute Frage, ich weiß es nicht! Das war tatsächlich wie im Film. Eines Tages flatterte eine E-Mail vom Organisator des Preises ins Haus, in der stand: Herr Rindler, Sie sind nominiert. Sind Sie damit einverstanden? Ich könnte jetzt noch an die Decke hüpfen, wenn ich daran zurückdenke.

Neben Krimis und SF schreibst du auch Liebesroman. Das ist recht vielseitig. Außerdem scheinst du ein Vielschreiber zu sein. Wo nimmst du die Ideen dazu her?

Das liegt an meiner Zusammenarbeit mit HML Media Nürnberg. Speziell Liebesromane hätte ich ohne Harald M. Landgraf nie geschrieben – und ich habe eine riesige Freude daran. Oft ist es ja so, dass ich für bestimmte Zeitschriften und Ausgaben eingeplant werde. Dann weiß ich beispielsweise: Bis Ende Mai muss ich einen Liebesroman mit 8.300 Zeichen für die Herbstausgabe von „7 Tage“ abgeben. Dann halte ich im Alltag meine Augen offen nach allem, was mich zum Thema inspiriert. Und ich wühle in meinen eigenen Sehnsüchten und Träumen. Das gehört natürlich auch dazu.

Vielseitig – ja, vielleicht ist es das. Für mich war aber immer klar, dass ich Kompromisse machen muss, wenn ich vom Schreiben leben will. Da ist nicht immer ein Thema oder ein Text dabei, in dem ich hundertprozentig aufgehe. Aber gerade das bringt mich voran und auf neue Ideen.

2011 hast du »Rindlerwahn-schreibverrückt« gegründet. Unter dieser Marke bietest du Schreibcoaching und Schreibseminare an. Außerdem gibt es das Rindlerwahn-Autorenforum. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Während meiner Arbeit am Theater war ich ja immer unter Menschen. Als ich dann plötzlich nur noch am Schreibtisch saß, habe ich das vermisst. So kamen mein damaliger Businesscoach und ich auf die Idee, Schreibkurse zu geben. Das hat so gut funktioniert, dass sich die Sache sehr schnell verselbstständigt hat. Letztes Jahr gab es sogar das erste RINDLERWAHN-Autorentreffen. Ein riesiger Spaß! Ganz abgesehen von dem positiven Feedback, Ölgemälden von RINDLERWAHN-Kühen oder selbstgebasteltem RINDLERWAHN-Christbaumschmuck, den ich schon als Dankeschön-Überraschung per Post bekommen habe. Das ist wirklich eine extrem erfüllende Arbeit für mich.

Welche Voraussetzungen müssen die Teilnehmer deiner Schreibseminare mitbringen? Außer Spaß am Schreiben, natürlich.

Man muss wirklich schreiben wollen. Ein Schreibkurs, durch den man sich unmotiviert hindurchschleppt, ist für beide Seiten eine Qual. Den Rest kann man lernen. Ich bin immer wieder erstaunt über die Fortschritte, die einige meiner TeilnehmerInnen machen. Schreiben ist keine Zauberei. Es ist ein Handwerk. Und das kann man sich erarbeiten. Ich vergleiche das immer gern mit einem Musikinstrument. Wer viel übt, der wird auch gut.

Arbeitest du schon an einem neuen Projekt?

Ich arbeite ständig an irgendwelchen Projekten. Auch ich habe selbstverständlich einen unveröffentlichten Roman in der Schublade, der es aus verschiedensten Gründen jedoch vorerst nicht ans Tageslicht schaffen wird. Aber wer mich kennt, der weiß, dass es sicher bald auch wieder was Neues von mir geben wird. Schauen wir, was mein Neustart in Wien mit sich bringt.

Was möchtest du uns sonst noch erzählen?

Oh, erzählen könnte ich sehr viel. Ich möchte gern allen, die das Interview bis hierher durchgehalten haben, Mut machen, an ihre Träume zu glauben. Immer wieder wird uns eingebläut, dass wir den sicheren Weg im Leben gehen müssten. Aber was ist schon sicher? Niemand weiß, was morgen sein wird. Niemand anders weiß, was für einen richtig ist, als man selbst. Und die Wahrscheinlichkeit unglücklich zu werden im Leben, ist viel größer, wenn man seine Träume aus Angst verdrängt, als wenn man sie einfach wagt. Man kann nur gewinnen.

Vielen Dank für das Interview, Ronny Rindler. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen zahlreichen Aktivitäten.

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