Interview mit dem Autor Rufus Katzer

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Als ersten Autor nach der Interview-Sommerpause kann ich heute Rufus Katzer begrüßen.

Guten Tag Rufus Katzer.

Guten Tag Ann-Bettina.

Du schreibst deine Krimis unter Pseudonym. Warum das?

Ich musste viel für meine teuren Sportevents bei Sponsoren tingeln. Allein meine erfolgreiche Teilnahme beim Race Across America mit Rad und Begleitteam hat mich eine sechsstellige Summe gekostet. Und ich habe Bücher über meine Erlebnisse als Extremsportler unter meinem bürgerlichen Namen geschrieben. Eine völlig andere Welt. Mein Taufname ist verbraucht.

Dein zuletzt veröffentlichter Roman heißt „Der Indalo Code“. Wer oder was ist denn ein Indalo?

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Der Indalo ist eigentlich ein Glücksbringer. Das Zeichen ist auf vielen Türen und Wänden des spanischen Almeria zu finden und stammt aus einer antiken Höhle. Ironischerweise wird es aber auch für den Deal gebraucht, der für das bis heute plutoniumverstrahlte Dorf Palomares nach dem Absturz eines US-Atombombers 1966 zwischen den USA und Spanien erzielt wurde. Es ist ein fauler Kompromiss zwischen Politik und Konzernen, in den mein Protagonist als mallorquinischer Pilot verstrickt ist.

Deine Krimis spielen alle auf Mallorca, wo du ja jetzt auch wohnst. Warum Mallorca? Wegen des schönen Wetters?

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Als Trainingsziel war Malle für mich als Radsportler seit den Siebzigern angesagt. Hinzu kommen familiäre und freundschaftliche Gründe. Meine Vorfahren waren Arbeitersportler und teilweise in den Spanischen Bürgerkrieg verwickelt. Für mich als Resident und Republikaner ist die unbewältigte spanische Vergangenheit immer noch ein Aufreger.

Voriges Jahr hast du den Krimi „Mallorca mortale“ herausgebracht. Um was geht es dabei?

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Um die junge Sängerin Darja, die aus dem Osten Berlins nach Mallorca abgehauen ist. Ihre Mutter war eine spanische Gitana, ihr vermeintlicher Vater ein Stasi-Oberst. Ihre Harley-Gang und Rufus Katzers Polizeispezies mischen das Beziehungsgeflecht der Insel auf. Die verrufensten Viertel von Palma und der Großmarkt kommen ebenso ins Spiel wie ein ehemaliger Kampfschwimmer der DDR, den ein russischer Oligarch zum Schutz Darjas zwischen rivalisierenden Drogenbanden abgestellt hat.

„Mallorca mortale“ ist mein dritter Krimi und in den vorangegangenen wie in den künftigen Geschichten gibt es wiederkehrende Figuren, deren Biografie fortgeschrieben wird.

Rufus Katzer, der Protagonist deiner Krimis ist ein ehemaliger Journalist. Diesen Beruf hast du auch früher ausgeübt. Wie viel von dir steckt in Rufus Katzer? Erlebt der die Abenteuer, die du gerne erlebt hättest?

Ich habe mal als Polizeireporter angefangen, ehe ich investigativer Journalist mit internationalen Kontakten wurde. Als Sportler und homo politicus bin ich weit herumgekommen, Washington, Tokio und Hawaii eingeschlossen. Rufus Katzer würde es ohne meine Erfahrungen nicht geben. Egal wie viel Krimis ich noch schreibe, ich kann niemals alles zu Papier bringen, was ich erlebt habe.

In „Der Mann mit dem Frettchen“ geht es um Flüchtlinge und Schlepper. Dieser Krimi ist 2015 erschienen. Haben dich die Ereignisse dieses Jahres dazu inspiriert oder wäre das Buch auf jeden Fall so erschienen?

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Meine Krimis haben immer einen aktuellen Auslöser. Als Mittelmeeranrainer gehen mir die Schicksale der Bootsflüchtlinge nicht am Arsch vorbei. In „Fiesta mit Leiche“ habe ich meine ersten Kajak-Abenteuer verarbeitet, als ich gestrandet eine Nacht auf den Klippen im Norden der Insel verbringen musste und im „Indalo Code“ greife ich auf meine Freundschaft mit den Leicht-Fliegern der Insel zurück.

Auf deiner Homepage erfahren die Leser*innen so einiges über dein früheres Leben und deine sportlichen Aktivitäten. Aber was liest du selber gerne? Krimis? Oder reicht es dir, wenn du die selber schreibst?

Ich lese seit meinem sechsten Lebensjahr alles, was mir in die Finger kommt. Von B.Traven aus dem Bücherschrank meines Vaters bis buddhistische Schriften.
Nicht alle Sportler sind blöd. Die mit der heimlichen Todessehnsucht am wenigsten (Bergsteiger, Kanalschwimmer etc.). Ich lese und recherchiere viel für alle meine Bücher. Für den „Indalo Code“ habe ich mehr als ein Dutzend Fachbücher, Biografien und den offiziellen Pentagonbericht (220 Seiten) über das Atom-Unglück von Palamomares verschlungen. Mein Haus in Pollensa ziert eine riesige Bücherwand mit einigen Tausend Bänden, von der Straße gut sichtbar. Ist als „Casa de libros“ stadtbekannt. Dabei hatte ich mich vor dem Umzug nach Mallorca von der Hälfte aller meiner Bücher getrennt.

In deinem früheren Leben hattest du einen nicht zu unterschätzenden Darmkrebs. Den hast du durch Extremsport bekämpft. Offensichtlich erfolgreich. Aber wie kommt man auf so eine Idee?

Mein Instinkt sagte mir, dass Laufen mich retten wird. Der große Sportmediziner Dr. van Aaken hat mich darin persönlich bestätigt.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Natürlich. „Gefährliche Tiefen“. Auslöser ist ein spanisches U-Bootwrack, das an der Küste vor Alcudia versenkt wurde. Freunde von mir werden es demnächst in 50 Meter Tiefe besuchen. Ein gefährliches Abenteuer. Während des Bürgerkrieges war die „B1“ in der Hand von Anarchisten, aber es soll auch ein geheimes Labor darin geben, in dem an weltvernichtenden Vieren geforscht wurde.

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Von einem amerikanischen Krimi-Autor habe ich gehört, er habe fünf Jahre gebraucht, um über Nacht berühmt zu werden. Nach dieser Rechnung wäre ich jetzt auch mal dran. Mein potenzielles Publikum sollte sich jetzt ohne schuldhaftes Verzögern dafür entscheiden, schnell mit an Bord zu kommen.

Vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast, Rufus Katzer. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und gute Gesundheit.