Heute habe ich einen Autor zu Gast, der fantastische Geschichten im weitesten Sinne schreibt.
Guten Tag Martin.
Hallo Ann-Bettina!
Du gehörst zu der Gruppe „Umbrella Brothers“, unter deren Namen auch die Bücher veröffentlicht werden. Der Autor bist aber doch eigentlich du. Warum also nicht unter deinem Namen?
Zum einen soll das Interesse wecken, was ja gerade wieder funktioniert hat. Zum anderen finde ich, dass Umbrella Brothers besser klingt als Martin Stottmeister. Mittlerweile hat sich das als Marke etabliert, was es eigentlich schon immer sein sollte. Das Erste, was unter dem Namen Umbrella Brothers veröffentlicht werden sollte, waren ein paar selbst gemalte Comics. Damals waren wir etwa vierzehn und das ist schon über dreißig Jahre her. Das fertige Heftchen (getackert auf liniertem Papier) haben wir an den Semmel-Verlag geschickt und eine herzerwärmende Absage bekommen. Das Schreiben habe ich sogar noch.
Wie seid ihr auf den Namen „Umbrella Brothers“ gekommen?
Wie gesagt, wir waren etwa vierzehn und wuchsen in der Zeit der Blues Brothers auf. Und in der Schule gab es jede Menge »Zusammenkünfte« mit sonderbaren und wahnsinnig tollen Bezeichnungen. Allen voran die Cool Brothers. Wir wollten bewusst (wir Rebellen!) anders heißen; etwas ganz Banales. Und da haben wir uns für die Regenschirm-Brüder entschieden. Das kam bei einem LipSyncBattle zufällig heraus, weil wir keine Mikrofone, dafür aber ein paar faltbare Regenschirme hatten.
Und den Namen haben wir heute noch.
Dein neuester Roman „Der Mechaniker“ wird als SF-Thriller vermarktet. Erzähl uns doch etwas darüber.
Der Mechaniker ist weit mehr als ein Thriller. Es ist auch eine Erstkontakt-Story, die zwar im Jetzt spielt, aber dennoch weit in die Vergangenheit weist. Alles beginnt damit, dass ein Vermeer aus dem Städl Museum in Frankfurt gestohlen wird. Die zwei Reporter Leo und Dana sollen darüber berichten und werden Teil einer spannenden Jagd. Wobei die Reporter manchmal Jäger und manchmal die Gejagten sind.
Bei der letzten Lesung hat jemand die Geschichte mit dem DaVinci Code verglichen. Da hatte ich vorher noch nicht drüber nachgedacht. Ein wenig vielleicht. Aber beim DaVinci Code (und in vielen Dan Brown Geschichten) geht es darum die zahlreichen Rätsel zu lösen, während das beim Mechaniker eher nebensächlich ist. Die Spannung entsteht an anderer Stelle.
Ich freue mich besonders, dass der Journalist und Autor Constantin Gillies ein Vorwort geschrieben hat. Fast alle meine Cover sind übrigens von Aki Huck, nur Mr Hunt habe ich selber gezeichnet.
Unter dem Reihentitel „Weltenerbe“ hast du eine Trilogie veröffentlicht. Zumindest die Beschreibung des ersten Bandes liest sich so, als hätte Erich von Däniken Pate gestanden. Hat er dich inspiriert oder wie bist du auf diese Idee gekommen?
Wer ist denn dieser Erich? Nein, da hat niemand Pate gestanden. Die Ideen, oder gesagt die Kernidee, kommt ganz plötzlich. Und darum baue ich dann eine Geschichte mit ein paar Personen, die entweder gut oder weniger gut miteinander zurechtkommen. Und eine ordentliche Portion Humor darf auch nicht fehlen, den ich aus meinem privaten und beruflichen Umfeld absauge.
Bei Weltenerbe geht es (auch) um einen jungen Mann, der in seinem Garten einen drei Meter langen Zylinder ausgräbt, welcher aus einem unbekannten Material besteht. Es ist unzerstörbar und unglaublich alt. Daran sind auch andere Organisationen interessiert. Das Militär und sogar die Erbauer.
Die Idee zu diesem Buch war tatsächlich die Szene, in der jemand ein Artefakt in seinem Garten findet. Den Rest habe ich dann darum konstruiert.
Weltenerbe ist ein Dreiteiler, und weil ich eine Vierzigstundenwoche habe und damals noch meine Kinder zu Hause lebten, hat das Schreiben ganze sechs Jahre gedauert. Sehr zum Missfallen der Leser, die lange auf Teil zwei und drei warten mussten. Ich habe mir vorgenommen, nur noch abgeschlossene Geschichten zu schreiben.
Deine erste Veröffentlichung war der Fantasy-Roman „Mr. Hunt und das Einhorn“. Klingt so ein bischen nach Kinderbuch. Aber das ist es wohl doch nicht. Um was geht es in diesem Roman?
Nein, ein Kinderbuch ist es nicht. Es ist der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Was würde ich tun, wenn mir jemand sagen würde, dass ich der Einzige bin, der das nächste fabelhafte Wesen auf die Erde bringen soll? Ich würde diesen Jemand für verrückt halten. Und wenn doch etwas dran wäre …? Dann treffe ich vielleicht ein paar Zwerge, eine Fee und vielleicht den Teufel.
Die Geschichte ist mittlerweile über zwölf Jahre alt und ich freue mich, dass ich mich als Autor weiterentwickelt habe. Das kann sogar ich erkennen, wenn ich diese Fantasy-Geschichte mit meinem aktuellen Roman vergleiche. Nicht nur Protagonisten entwickeln sich, sondern Autoren ebenfalls. Das erleichtert dann auch die Arbeit der Lektoren.
Entwickelst du die Plots für die Bücher alleine oder geben die beiden anderen Umbrella Brothers ihren Senf dazu?
Die anderen Brothers geben ihren Senf meistens während des Schreibens dazu. Aufgrund familiärer Verpflichtungen neuerdings erst, nachdem das Buch fertig geschrieben ist. Die Geschichten sind alle auf meinem Mist gewachsen, und auch wenn ich manchmal Ideen von Bekannten oder Kollegen vorgeschlagen bekomme, so schreibe ich aus Prinzip nur meine eigenen Fantastereien.
Die Trilogie hast du bei dem Acabus Verlag herausgebracht. „Der Mechaniker“ ist im Selbstverlag erschienen. Du kennst also beides, scheinst aber Veröffentlichungen über Verlage zu bevorzugen. Warum das?
Man sollte den finanziellen Faktor nicht unterschätzen. Unseriöse Druckkostenzuschussverlage verlangen häufig viel Geld von den Autoren. Ähnlich teuer war für mich der Mechaniker bei Amazon CreateSpace. Denn wenn es gut werden soll, braucht man einen guten Lektor. Und wenn eine lektorierte Seite zwischen vier und acht Euro kostet, kommt ganz schön was zusammen. Das sind Kosten, die ein Verlag – wie zum Beispiel der Acabus Verlag – übernimmt. Dafür ist das Buch dann etwas teurer, und der Autor bekommt nur einen geringen Anteil des Umsatzes. Der Mechaniker wäre für 9,90 Euro bei einem kleinen Verlag nicht möglich gewesen.
Schreibst du schon an einem neuen Buch? Was wird es sein? Fantasy? Science-Fiction?
Das neue Buch ist schon fertig und trägt den Titel Unternehmen Sagittarius. Derzeit liegt es bei einigen kleinen Verlagen, die es prüfen. Heine hat es ebenfalls auf dem Stapel, aber dort hineinzukommen, dürfte für einen kleinen Autor wie mich schwierig sein. Es ist wieder Science-Fiction und geht in Richtung Independence Day und Big Brother.
Im Kopf habe ich schon die nächsten zwei Geschichten. Die Erste ist voller Humor und Slapstick (Kennt eigentlich noch jemand Is‘ was Doc?) und die Zweite ist gesellschaftskritisch.
Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?
Leser und Leserinnen sind natürlich meine Zielgruppe. Und beim Projekt, welches ich mit Aki Huck betreibe, ebenfalls. Dort kann man seine Bücher in einer ansprechenden Coverübersicht verwalten und schauen, was die anderen gerade so lesen, um sich Inspirationen zu holen. Vorbeischauen lohnt sich, zumal es natürlich kostenlos ist.
Und dann helfe ich gerade einem Bekannten, der vor zwanzig Jahren ein Kinderbuch geschrieben hat. Das Skript schimmelte seit Jahren vor sich hin, und nun überarbeiten wir es gemeinsam. Meine Tochter erstellt die für ein Kinderbuch so wichtigen Skizzen und Bilder. Wenn ihr also mal „Fritz, der Stadtbaum“ in der Buchhandlung seht, könnt ihr es mitnehmen. Es ist eine wirklich schöne Geschichte.
Vielen Dank für das Interview Martin. Ich wünsche dir bzw. euch weiterhin viel Erfolg.
Dankeschön!
Auf den Autor bezogene Werbung:
Projekt nextbook: www.my-next-book.de
Homepage der Umbrella Brothers: www.umbrella-brothers.de