Rezension: „Pigment“ von Johannes Pantel

Cover des Romans "Pigment"

Titel: Pigment
Autor: Johannes Pantel
Gesellschaftsroman, TB, 537 Seiten, auch als gebundene Ausgabe und als eBook erhältlich, Verlag Twenty-Six

Der Autor:
Johannes Pantel studierte Medizin, Psychologie und Philosophie. Anschließend absolvierte er die Weiterbildung zum Facharzt für Psychologie und Psychotherapie. Heute ist er Professor für Altersmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt. Als Autor und Herausgeber hat er mehr als 30 Bücher und über 300 Artikel in Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Für seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen erhielt er mehrere Preise. Zum Thema des Romans „Pigment“ hat er umfangreiche Recherchen angestellt. Außerdem hat er durch die Adoption eines aus Haiti stammenden Jungen einen ganz persönlichen Zugang zum Thema Rassismus.

Das Buch:
Der weiße Psychiater Gregor Assmann hat ein sehr ungewöhnliches Problem. Seine Haut färbt sich langsam, aber unaufhaltsam dunkler. Dadurch erfährt er, was es bedeutet, als Schwarzer in einer von Weißen dominierten Umgebung zu leben. Zur gleichen Zeit versucht eine Unbekannte, das Leben Toussaint Louvertures zu rekonstruieren. Dieser lebte vor mehr als 200 Jahren auf Haiti und kämpfte dort, als ehemaliger Sklave, gegen Sklaverei und Rassismus. Als die Gegenwart auf die Vergangenheit trifft, geschieht etwas, dass sich niemand hätte vorstellen können.

In diesem Buch werden abwechselnd zwei Handlungsstränge erzählt, die ganz zum Schluss zusammenlaufen.

Strang eins spielt in der Gegenwart und erzählt die Geschichte von Gregor Assmann, der auf Grund seiner sich immer dunkler färbenden Haut, Privilegien verliert, von denen er gar nicht wusste, dass er sie als weißer Akademiker hatte. Zusätzlich zum „normalen“ Alltagsrassismus muss er noch mit dem Problem leben, dass sein Ausweis, seine Zeugnisse, usw. auf einen Weißen ausgestellt sind, der er aber augenscheinlich nicht ist. So sitzt er schnell zwischen allen Stühlen und wird sowohl von der weißen Mehrheit als auch von der schwarzen Community mehr oder weniger offen abgelehnt.

Strang zwei spielt am Ende des 18. Jahrhunderts, hauptsächlich auf Haiti. Der freigelassene afrikanische Sklave Toussaint erobert sich – durch die politischen Ereignisse begünstigt – nach und nach eine bürgerliche Stellung. Schließlich wird er als ein Anführer des Sklavenaufstands zum Volkshelden.

Während Toussaint Louverture von einer Welt träumt, in der die Hautfarbe keine Bedeutung hat, glaubt Gregor Assmann in einer solchen zu leben. Bis er am eigenen Leib etwas anderes erfährt.

Beide Handlungsstränge werden spannend erzählt und sind in sich logisch. Für meinen Geschmack hatte aber der historische Teil zum Ende hin Längen.

Für dass Zusammenführen der beiden Handlungsstränge und den Schluss des Romans hat der Autor sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Mehr möchte ich hier nicht verraten.

Trotz des Umfangs von mehr als 500 Seiten liest sich das Buch gut und bleibt auch zum größten Teil bis zum Ende spannend.

Der in der Gegenwart spielende Teil des Romans zeigt deutlich, welche Bedeutung auch heute noch die Hautfarbe für den gesellschaftlichen Umgang hat. Damit bietet er Leser*innen, die keine eigenen Erfahrungen mit Rassismus haben, einen emotionalen und spannenden Zugang zu diesem wichtigen Thema.

Mir hat dieser ungewöhnliche Roman zahlreiche interessante und spannende Lese-Stunden beschert. Ich kann „Pigment“ daher allen Leser*innen empfehlen, die sich auf das Thema Rassismus einlassen können.