Nach welchen Kriterien rezensiere ich?

Das erste Kriterium sind Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Ich suche zwar nicht wie ein Korrektor direkt danach aber ich registriere sie, wenn sie mir auffallen. Ein oder zwei können vorkommen, mehr aber nicht.

Dann kommt es darauf an, ob es sich um ein Sachbuch oder einen Roman handelt.

Sachbuch

Hiermit meine ich ein Buch, das sich an die Allgemeinheit richtet, kein Fachbuch. Fachbücher würden nicht in diesen Blog passen.
Verständlichkeit
Ein Sachbuch sollte das Thema verständlich darstellen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Leider schaffen das nicht alle Autoren.

Schreibstil
Wird das Thema staubtrocken abgehandelt oder locker erklärt? Gibt es verständliche Beispiele oder nette Anekdoten?

Illustrationen
Nicht jedes Thema ist auf bildliche Darstellungen angewiesen. In vielen Fällen kann ein Bild aber eine umständliche Erklärung ersetzen oder einen Gedankengang veranschaulichen.

Textumfang
Hat mich das Buch umfassen informiert oder bleiben noch Fragen offen? Wurde derselbe Sachverhalt fünfmal wiederholt?

Roman

Spannungsbogen
Hat die Geschichte einen erkennbaren Spannungsbogen? Oder anders ausgedrückt: Wird am Beginn der Geschichte ein Konflikt erkennbar, der im Hauptteil behandelt und am Ende gelöst wird?
Leider gibt es immer wieder Romane, bei denen man nach 20 – 30 Seiten immer noch nicht weiß, um was es hier eigentlich geht. Spätestens dann ist meine Geduld beendet.
Handlungsfluss
Entwickelt sich die Handlung zügig oder kommt der Autor vom Hölzchen aufs Stöckchen?

Logik der Handlung
Natürlich hat ein Fantasy-Roman eine andere Logik als ein Krimi oder ein Frauenroman. Aber im vorgegebenen Rahmen muss die Handlung logisch sein.

Beschreibung der Charaktere, der Handlungsorte und der Atmosphäre
Lesen ist Kopfkino. Damit ein Film ablaufen kann, braucht mein Kopf Informationen. Das kann zugegebenermaßen zu einer Gratwanderung werden. Einerseits möchte ich Informationen haben, andererseits will ich mich aber z. B. bei einem Krimi nicht durch drei Seiten Landschaftsbeschreibung lesen. Die Kunst besteht also darin, mit wenigen Sätzen das Wesentliche zu sagen.

Schreibstil
Ist der Roman flüssig zu lesen? Endlos lange Schachtelsätze mögen im Einzelfall ein bewusst eingesetztes Stilmittel sein, meist beruhen sie aber eher auf Gedankenlosigkeit des Autors.
In einem historischen Roman dürfen durchaus altertümliche Ausdrücke vorkommen oder in einem SF-Roman technische. Man sollte aber nichts übertreiben. Schließlich möchte man als Leser den Text noch verstehen können.
Ist der Roman witzig, humorvoll, ironisch, sachlich oder weitschweifig geschrieben?

Anspruch und Wirklichkeit
Hält das Buch was Klappentext und Vorankündigungen versprechen? Da Klappentexte und Vorankündigungen die Informationen sind, die einen zum Lesen verleiten (sollen), sollten sie das Buch auch möglichst gut charakterisieren. Sonst fühle ich mich als Leserin betrogen. Leider wird hierauf des öfteren nicht allzu viel Sorgfalt verwendet.

Sternchen, Federn und Co
Die vergebe ich bewusst nicht. Das ist mir zu ungenau. Ich versuche immer zu begründen warum mir ein Buch gefällt oder eben auch nicht. Aber was ich für extrem wichtig halte, kann für jemand anderen nebensächlich sein.

Wie gehe ich vor?

Seziere ich jetzt also jedes Buch beim Lesen? Nein, erst mal lese ich einfach. Vieles von der Beurteilung läuft anfangs unbewusst ab. Man merkt ja auch ohne groß darüber nachzudenken, ob der Roman einen direkt in seinen Bann zieht, er witzig und humorvoll geschrieben, spannend oder total langweilig ist. Wenn mir etwas besonders auffällt, mache ich mir schon mal Notizen.

Erst wenn ich die Rezension schreibe, überlege ich warum mir das Buch gut gefallen hat oder eben auch nicht.

 

Und wie beurteilt ihr Bücher? Gibt es Dinge, die euch wichtig sind, die ich hier aber vergessen habe?

5 Gedanken zu „Nach welchen Kriterien rezensiere ich?

  1. NaLos_MehrBlick

    Interessante Gedanken und vor allem ein sehr durchdachtes Vorgehen!
    Als ich mich vor Kurzem an einer Buchrezension versucht habe, zerbrach ich mir auch erst einmal lange den Kopf darüber, wie man das denn überhaupt richtig macht. Leider kam dabei überhaupt kein lesbarer Text zum Vorschein.
    Deswegen hab ich mir dann irgendwann gesagt: Pfeif auf eventuell bestehende Regeln und schreib einfach das, was dir wichtig war und aufgefallen ist. Einfach so, wie es aus den Fingern fließt. 🙂
    Das hat dann auch gleich viel besser funktioniert. Und das Ergebnis (http://wp.me/p3usyN-cK) kam dann auch recht gut an. 🙂

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo,
      vielen Dank! Ich habe mir dein Werk gerade mal angesehen 🙂 Das ist eine wirklich sehr schöne Rezension geworden, die auf das Buch neugierig macht.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

      • NaLos_MehrBlick

        Hallo Ann-Bettina,

        vielen Dank. Das freut mich natürlich.
        Das Buch kann ich auch wirklich uneingeschränkt empfehlen! Es ist definitiv eins der Bücher, die ich auch sicher noch zweites (oder drittes?) Mal lesen werde!

        Viele Grüße
        Nadine

  2. Thomas

    Ich bewundere die Leute, die Bücher vernünftig rezensieren können. Für mich wäre das nichts. Ich lesen auch sehr viel, meistens Romane und ab und zu auch mal Fachbücher.

    Mir gefallen dabei einige Bücher besser, andere sind nicht so mein Ding und ganz, ganz wenige lege ich auch unausgelesen wieder weg.

    Wenn ich jetzt aber niederschreiben müsste, warum mir ein Buch zusagt oder nicht, da würde ich mich sehr schwer tun. Daher finde ich Leute wie Dich sehr wichtig, die so etwas können und mir vielleicht beim nächsten Buchkauf die Entscheidung ein wenig einfacher machen.

    LG Thomas

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Thomas,
      vielen Dank für das Kompliment 🙂
      Ich habe schon immer viel gelesen. Irgendwann habe ich dann angefangen darüber nachzudenken, warum mir das eine Buch besser gefällt als das andere. Dann habe ich mich auch ein bisschen mit der Theorie des Schreibens beschäftigt und ich schreibe ja auch selber. So kommt dann eins zum anderen. Schön, wenn dabei noch ein Nutzen für andere Leute bei raus kommt.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

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