Rezension: „Ede und Unku – Die wahre Geschichte“ von Janko Lauenberger und Juliane von Wedemeyer

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Titel: Ede und Unku – Die wahre Geschichte
Autor*innen: Janko Lauenberger und Juliane von Wedemeyer
Familiengeschichte, Hardcover, 230 Seiten

Die Autor*innen:
Janko Lauenberger ist Jazz-Musiker. Er spielte in den DDR-Kultbands „Sinti Swing Berlin“ und „Radio Django“.
Juliane von Wedemeyer wurde in der DDR geboren und ist dort aufgewachsen. Daher gehörte das Buch „Ede und Unku“ zu ihrer Schullektüre. Sie arbeitet heute als Journalistin und Autorin.

Das Buch: „Ede und Unku“, ein Buch über ein Sinti-Mädchen und einen Arbeiterjungen in den 30er-Jahren, war in der DDR Pflichtlektüre an den Schulen. Ede und Unku waren real existierende Kinder.
Janko Lauenberger ist der Urgroßcousin Unkus. Zusammen mit der Journalistin erforschte er die Geschichte seiner Sinti-Familie zwischen den Jahren 1918 und 1945. Wie alle Roma und Sinti musste auch seine Familie in der Nazi-Zeit Schreckliches erleben. Außerdem schildert er in diesem Buch sein Leben als Sinto in der DDR und nach der Wende im wiedervereinten Deutschland.

Das kleine rote Buch „Ede und Unku“ der kommunistischen Schriftstellerin Grete Weiskopf wird zum Ausgangspunkt der Recherchen, als dem Jazzmusiker Janko Lauenberger klar wird, dass diese Unku jemand aus seiner Familie war. Er zeichnet Unkus Leben bis zu ihrem Tod mit 24 Jahren im Konzentrationslager nach. Die Leser*innen erfahren viel über das Leben der Sinti in der Weimarer Republik und nach der Machtergreifung Hitlers. Gleichzeitig lernen die Leser*innen viel über das Leben der Sinti in dieser Zeit. Man sieht, wie die Ausgrenzung ständig wächst, und der Aktionsradius der Menschen sich laufend verkleinert, bis sie letztendlich alle in Konzentrationslagern landen. Nur Wenige überleben diese Zeit.

Der zweite Handlungsstrang zeigt die Kindheit und Jugend Janko Lauenbergers in der DDR. Und auch er trifft vor allem auf Anfeindung und Ausgrenzung, da man ihm den Sinto nun einmal ansieht. In den Köpfen vieler Menschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Zwar mag man die Musik der Sinti und Roma und verehrt die Band „Sinti Swing Berlin“, aber den Menschen hinter den Instrumenten schlagen die gleichen Vorurteile entgegen, wie schon ihren Eltern und Großeltern.

Durch Unku und ihre Familie werden aus den statistischen Zahlen der Sinti und Roma, die in der NS-Zeit umgekommen sind, einzelne Personen, an deren Leben die Leser*innen teilnehmen. Das ist manchmal beim Lesen schwer erträglich. Aber leider ist Rassismus heute ja wieder topaktuell. Daher kann man diesem Buch gar nicht genug Leser*innen wünschen.

Durch die Größe von Unkus Familie ist die Erzählung zwar gelegentlich etwas unübersichtlich, aber immer faszinierend und berührend.

„Ede und Unku – Die wahre Geschichte“ ist sicher keine nette Entspannungslektüre, aber interessant und absolut lesenswert.