Interview mit der Autorin Petra Schier

PetraSchier

Heute habe ich eine Autorin zu Gast, die in vielen Genres unterwegs ist.

Guten Tag Petra Schier oder Mila Roth.

Einen wunderschönen guten Tag! J

Ende letzten Jahres ist dein neuester historischer Roman „Flammen und Seide“ erschienen. Erzähl uns doch etwas darüber.

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„Flammen und Seide“ ist ein historischer Liebesroman vor dem Hintergrund einer wahren historischen Begebenheit im Jahr 1673 in der kleinen Stadt Rheinbach. Es geht um die junge Madlen, die Tochter eines Tuchhändlers, die mit Peter verlobt ist, den sie schon liebt, seit sie denken kann. Als jedoch Lucas, ein weiterer Jugendfreund, nach vielen Jahren nach Rheinbach zurückkehrt, um einen Verräter zu enttarnen, gerät sie nicht nur in ein Gefühlschaos, sondern auch zwischen die Fronten, denn der französisch-holländische Krieg kommt immer näher.
Was auf den ersten Blick wie eine typische Dreiecksgeschichte erscheint, soll meine Leser*innen, so hoffe ich zumindest, immer und immer wieder überraschen. Denn ich habe ich bemüht, die üblichen Klischees weiträumig zu umgehen und meine Figuren so vielschichtig zu zeichnen, dass sie nicht in die bekannten Schablonen von Gut und Böse passen. Das war mir bei diesem Roman ein besonderes Anliegen. Ich wollte eine Geschichte schreiben, in der (fast) nichts so ist, wie es zuerst erscheint. Oder doch? Oder doch nicht?

Du hast Literatur und Geschichte studiert. War das Schreiben von vorne herein dein Ziel?

Im Grunde ja. Geschrieben habe ich schon lange vor meinem Studium, das übrigens, weil ich „vernünftig“ sein wollte, zuerst in Richtung Lehramt an Grund- und Hauptschulen ging. Ich merkte aber sehr bald, dass dieses Berufsziel nicht das Richtige für mich ist und dass ich im Grunde nur eins wollte (und will): Bücher schreiben. Deshalb habe ich mich 2003 als Autorin und Lektorin selbstständig gemacht, nebenher jede Menge Nachhilfe in Deutsch und Englisch gegeben, um von irgendwas meine Miete und meine Brötchen zu bezahlen, und durfte dann schon sehr bald in einem Kleinverlag als Lektorin und später Mädchen für (fast) alles eine ganze Menge über das Verlagswesen lernen. Heute arbeite ich nicht mehr als Lektorin, sondern konzentriere mich ausschließlich aufs Schreiben. Mein Debüt erschien 2005 bei Rowohlt (Tod im Beginenhaus) und seither bin ich dort mit meinen historischen Romanen vertreten und in einigen anderen Verlagen mit meinen Weihnachts- und Liebesromanen sowie als Selfpublisherin unter dem Pseudonym Mila Roth. Ich habe diesen Schritt, so schwierig und hart er in der Anfangszeit auch war, nie bereut, denn jetzt darf ich wirklich das tun, was ich immer schon tun wollte: Menschen mit meinen Geschichten begeistern.

Hast du eine Lieblingsepoche, über die du besonders gerne schreibst?

Ja, das späte Mittelalter, genauer gesagt das 14. und 15. Jahrhundert. Die Bücher von Judith Merkle Riley (u. a. Die Stimme, Die Vision, Die Zauberquelle), die im England des 14. Jahrhunderts spielen, haben mich ursprünglich inspiriert, mit dem Schreiben historischer Romane zu beginnen. Die meisten meiner historischen Romane spielen auch in dieser Epoche, wenngleich ich inzwischen auch Ausflüge ins 17. und 19. Jahrhundert gemacht habe. Wenn ich mich einmal in eine neue Epoche eingearbeitet habe, fühle ich mich dort auch sehr wohl, aber nach wie vor hängt mein Herz sehr am späten Mittelalter, sodass es aus dieser Epoche sicherlich auch zukünftig weitere Romane von mir geben wird.

Viele deiner historischen Romane spielen in Köln oder Aachen, während deine Liebesromane an der Küste angesiedelt sind. Gibt es dafür Gründe oder hat sich das eher aus Zufall ergeben?

Die-Eifelgraefin
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Für jeden meiner Schauplätze gibt es gute Gründe. J
Mein allererster historischer Roman, der allerdings in neu gefasster Form erst 2009 erschienen ist (Die Eifelgräfin) spielt direkt vor meiner Haustür in dem kleinen Eifelort Kempenich bzw. auf der dortigen Burg. Ich habe den Roman während des Abiturs und noch etwas darüber hinaus verfasst und da war es für mich sehr einfach, vor Ort zu recherchieren. Dabei verliebte ich mich in die Eifler Geschichte und die des Rheinlandes. Außerdem hat mich auch immer schon die Geschichte der Stadt Köln fasziniert, die hunderte historischer Romane füllen könnte. Da ich selbst im Rheinland (Rheinbach) und der Eifel aufgewachsen bin und immer noch lebe, fühle ich mich der Region sowieso sehr verbunden. Deshalb schweife ich mit meinen historischen Romanen zumindest derzeit nicht weit in die Ferne. Wozu auch, wenn es hier so viele schöne Geschichten zu erzählen gibt?
Die Nordsee liebe ich als Urlaubsziel sehr, da lag es nahe, zumindest einen Teil meiner Liebesromane, die Lichterhaven-Reihe, dorthin zu verlegen. Meine weihnachtlichen Liebesromane spielen hingegen auch wieder im Rheinland, in einer namentlich nicht genannten Kleinstadt. Und als Mila Roth bin ich auch noch in Rheinbach und Bonn unterwegs, zumindest mit meiner Serie „Spionin wider Willen“, wohingegen ich mit den Action-Thrillern (Codename E.L.I.A.S.) ausnahmsweise mal über den Großen Teich gehüpft bin. Ich finde, Action-Thriller-Serien passen, zumindest in der Form, die ich schreibe, viel besser in die USA.

Als Hundebesitzerin finde ich natürlich auch deine Idee der Weihnachtsbücher mit Hund toll. Haben dich eigene Erlebnisse dazu inspiriert?

Vier-Pfoten-fuer-ein-Weihnachtswunder

Nein, das fing ganz anders an. Mein damaliger Literaturagent vertrat auch meine liebe und leider viel zu früh verstorbene Kollegin Andrea Schacht, die damals (2006/7) bereits erfolgreich Katzen-Weihnachtsromane veröffentlichte. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, so etwas ebenfalls zu schreiben, nur eben mit Hunden. Immerhin wusste er ja, dass ich selbst Hunde liebe und auch halte.
Ich hatte tatsächlich Lust dazu, und so kam 2007 „Ein Weihnachtshund auf Probe“ in die Buchläden und von da an jedes Jahr ein weiterer Weihnachtsroman. Seit 2015 allerdings nicht mehr bei Rütten & Loening, sondern bei MIRA Taschenbuch und seither sind es auch nicht mehr relativ kurze Hardcover-Bücher (unter 200 Seiten), sondern ausgewachsene (300-450 Seiten) Taschenbuch-Romane. Dieser Verlagswechsel war ein Glücksfall für mich, denn seither werden die Bücher nicht nur immer erfolgreicher, sondern ich kann die Geschichten auch viel komplexer auf mehr Seiten erzählen und den Leser*innen entsprechend mehr von dem geben, worauf sie sich jedes Jahr freuen: Märchenhaft schöne und vielschichtige Liebesromane (für Erwachsene!) mit wunderbaren vierbeinigen Mit-Protagonisten.

Deine Kinderbücher „Unser Bauernhof“ und „Feuerwehr“ sind eine Mischung aus Texten und Liedern. Hast du auch eine musikalische Ader?

Ja, das schon. Ich singe viel und gerne, hauptsächlich im Auto und bei der Hausarbeit und lasse mich auch sehr von Musik inspirieren. Aber bei diesen Kinderbüchern – wow, dass du sie für das Interview extra „ausgegraben“ hast! – war ich nur für die Texte verantwortlich. Die Musik hat jemand anderes komponiert und verfasst.


Unter dem Namen Mila Roth hast du die Serie „Spionin wider Willen“ geschrieben. Dazu sind mittlerweile zahlreiche Bände erschienen. Um was geht es in dieser Serie?

Spionin-wider-Willen

Ich nenne sie die erste Vorabendserie in Buchform. Und worum es geht?
Stell dir vor, du willst jemanden vom Flughafen abholen, und plötzlich steht dieser gut aussehende Fremde vor dir, drängt dir einen Umschlag mit einer DVD auf und verlangt, dass du ihn jemandem übergibst. Würdest du den Umschlag annehmen und den Auftrag ausführen? Und was, wenn du dadurch ins Fadenkreuz einer internationalen Terrorvereinigung gerätst? Genau das passiert der 32-jährigen Janna Berg aus der kleinen Stadt Rheinbach bei Bonn. Ehe sie sich versieht, findet sie sich inmitten von Geheimdiensten und gefährlichen Terroristen wieder. Und als wäre das nicht genug, wirbelt der attraktive und rätselhafte Geheimagent Markus Neumann auch noch ihre Gefühlswelt ordentlich durcheinander.

Die erste Staffel (12 Episoden) dieser Serie ist bereits vollständig und dieses Jahr soll es endlich mit der zweiten Staffel (weitere 12 Folgen) weitergehen. Außerdem beginne ich gerade, die Episoden nach und nach als Hörbücher produzieren zu lassen, um hoffentlich noch mehr Menschen als sowieso schon für diese Serie zu begeistern.

Die zweite Serie, die Mila Roth schreibt, ist „Codename E.L.I.A.S.“ Sie spielt in Amerika. War dir Deutschland für eine Spionage-Geschichte zu bieder?

Codename-ELIAS-Kaltgestellt

*lach* Ja, irgendwie schon. Auch diese Serie ist, wie ich es nenne, im TV-Format geschrieben, also ein bisschen so wie die einschlägigen amerikanischen Vorabend- und Abendserien mit viel Action, Schießereien, Explosionen, Verfolgungsjagden usw. Das passt, wie oben schon kurz erwähnt, für mein Gefühl einfach viel besser in die USA, genauer gesagt nach Los Angeles und Umgebung. Viele Dinge, die ich beschreibe, würden in Deutschland so auch nicht wirklich funktionieren, weil bei uns die Gesetzeslage anders und auch die Mentalität eine andere ist.

Du schreibst sicher schon an mindestens einem neuen Buch. Was wird als Nächstes herauskommen?

Hundeherz-und-Liebesglueck
Strandkoerbchen-und-Wellenfunkeln

O ja, momentan schreibe ich an meinem nächsten Weihnachtsroman und danach folgt der nächste historische Roman sowie zwei Mila-Roth-Bücher. Erscheinen wird allerdings erst einmal am 1. März ein eBook-Kurzroman aus Lichterhaven mit dem Titel „Hundeherz und Liebesglück“. Es handelt sich um ein kleines Sequel zur Lichterhaven-Reihe, in dem es im eine der Nebenfiguren geht und wie sie in die kleine Nordseestadt kam. Und am 1. April erscheint dann der nächste große Lichterhaven-Roman „Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ bei MIRA Taschenbuch. Darauf freue ich mich schon ganz besonders, weil dies wieder so eine Geschichte ist, in der viel Herzblut steckt. Die Liebesgeschichte, die ich darin erzähle, ist sehr intensiv und spielt sich diesmal sogar auf zwei Zeitebenen ab.

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Vor allen Dingen, dass ich sie alle sehr, sehr lieb habe. J Ohne Leser*innen wäre ich ja arbeitslos oder meine Geschichten würden ungelesen (oder ungehört) im Nichts verhallen. Deshalb danke ich jeder einzelnen Leserin und jedem einzelnen Leser von Herzen, dass sie sich für meine Romane entschieden haben oder immer noch entscheiden und mir als Autorin damit treu bleiben. Und ich freue ich auch immer sehr über Feedback, ob nun als E-Mail über meine Homepage oder über die sozialen Netzwerke. Ich hoffe, ich kann euch noch mit vielen, vielen weiteren spannenden, anrührenden, ergreifenden und einfach nur schönen Geschichten begeistern.

Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Petra Schier. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen zahlreichen verschiedenen Buchprojekten.

Ich danke dir ganz herzlich für die Gelegenheit, dieses Interview zu beantworten!

Auf die Autorin bezogene Werbung:

Homepage der Autorin: https://www.petra-schier.de