Interview mit dem Sachbuch-Autor Andreas Dohmen

Foto des Autors Andreas Dohmen

Nach einer längeren Interview-Pause geht es heute mit einem Sachbuchautor weiter.
Ich bin durch sein Buch „Wie digital wollen wir leben? – Die wichtigste Entscheidung für unsere Zukunft“ auf ihn aufmerksam geworden.
Nach 25 Jahren als Manager in großen IT-Unternehmen arbeitet er heute als Unternehmensberater, Coach und Dozent. Mit seiner Stiftung „Helden“ unterstützt er die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen.

Guten Tag, Andreas Dohmen.

Ihr Buch „Wie digital wollen wir leben?“ gibt einen guten Überblick über den Stand der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz. Was war Ihre Motivation dieses Buch zu schreiben?

Im Prinzip waren es zwei Punkte, die dazu geführt haben: Zum einen halte ich seit einigen Jahren verschiedenen Vorträge zu der Thematik sowohl in der Wirtschaft als auch in der Erwachsenenbildung (mit den Erlösen, auch mit denen aus dem Buch, finanziere ich einen Teil meiner Stiftung Helden). Dabei hat man mich immer wieder gefragt, ob es nicht ein ausführliches Skript dazu gibt. Vor ca. 18 Monaten habe ich dann einen Vortrag über KI anlässlich einer Veranstaltung an einer Universität gehalten, und im Publikum befand sich eine Programmleiterin vom Patmos Verlag, die mich nach der Präsentation ansprach und motivierte, doch mal ein Buch über diese so spannende, wie komplexe Thematik zu schreiben. Aber so, dass möglichst viele Menschen es verstehen können. Denn detaillierte Fachbücher gäbe es schon genug. Daraufhin habe ich eine erste Zusammenfassung und Gliederung geschrieben und dem Verlag vorgelegt und von da an ging es dann weiter.

Ergänzt wird der Text durch 19 Seiten „Anmerkungen“, die man auch Literaturhinweise oder Leseliste nennen könnte. Das sieht nach einer großen Fleißarbeit aus. Wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?

Besten Dank für das Feedback. Die reine Schreibarbeit dauerte ca. 8 Monate, ich hatte den Inhalt ja quasi „im Kopf“ aufgrund der vielen bereits erstellten Folien und gehaltenen Präsentationen. Es musste also „lediglich“ zu Papier gebracht werden. Einige Zeit hat aber dann die Feinarbeit gekostet, wie Quellenarbeit etc. Und mein erster Entwurf war für eine erfolgreiche Vermarktung fast 100 Seiten zu lang, ich musste es dann entsprechend kürzen.

Ist „Wie digital wollen wir leben?“ Ihr Erstlingswerk? Ich konnte im Internet keine weiteren Bücher von Ihnen finden. Andererseits wirkt das Buch wie das Werk eines routinierten Schreibers.

Ja, das haben Sie richtig erkannt. Und Danke für die nette Einschätzung. Was sicherlich geholfen hat, waren die zahlreichen Hausarbeiten, die ich im Rahmen meines Studiums der Philosophie in den letzten Jahren erstellen durfte. Auch wenn sich wissenschaftliches Schreiben ja sehr von eher umgangssprachlich erstellten Texten unterscheidet, so half diese exzellente Ausbildung sehr dabei, klare Strukturen und Argumentationslinien zu erzeugen. Und ansonsten habe ich immer so geschrieben, als ob ich es dem „imaginären“ Publikum vor mir erkläre. Diese Visualisierung hat sicherlich auch dabei geholfen.

2017 haben Sie noch einmal ein Master-Studium im Fachbereich Ethik begonnen. Hängt das mit Ihrer Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz zusammen?

Grundsätzlich hatte ich mich schon als junger Kernphysik Student mit philosophischen Fragen beschäftigt und zahlreiche Vorlesungen dazu besucht. Denn die „Untiefen“ der Physik lassen sich mit philosophischen Reflexionen noch besser verstehen, nehmen Sie nur die Paradoxien der Quantenmechanik. Als ich dann vor Jahren begann, mich wieder mit dem Thema KI, dass ich damals schon als Nebenfach studiert hatte, im Rahmen der digitalen Transformation auseinanderzusetzen, stellte ich schnell fest, dass die Digitalisierung quasi alte Fragen der Philosophie wieder mal in den Fokus brachten: Sei es die Frage nach unserem Menschenbild, wenn man an die zunehmende Betrachtung der Menschen unter den Aspekten von Big Data oder der Bewegung des Transhumanismus denkt oder all den ethischen Fragen, die sich beim Einsatz von KI und Robotik stellen, wie z.B.: Was ist Bewusstsein, können Maschinen denken? Darf ich einen Roboter „anschreien“ oder gar schlagen? Um dazu Antworten zu bekommen, habe ich begonnen mir einen weiteren Traum zu erfüllen, und Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik an der Hochschule für Philosophie in München zu studieren. Und ich liebe diesen Ort bis heute!

Ihre Stiftung „Helden“ unterstützt seit 2014 Kinder und Jugendliche in der Ausbildung. Wie sind Sie auf die Idee zu dieser Stiftung gekommen?

Ich hatte im Leben an einigen Stellen viel Glück und ich wollte und möchte etwas „zurückgeben“. Aus eigener, tiefer persönlicher Erfahrung weiß ich um die Schwierigkeiten, eine gute Ausbildung zu finanzieren, je nach dem familiären und sozialen Hintergrund. Hinzu kommt mein großes Interesse an der Thematik „Talent“ und deren großen Bedeutung für ein „gutes, erfülltes“ Leben. Dazu möchte ich einen kleinen Beitrag leisten.

Nach welchen Kriterien suchen Sie die zu fördernden Kinder und Jugendlichen aus?

Zum einen geht es um die „Bedürftigkeit“ der Bewerber und der Situation, in der sie sich befinden. So geht es manchmal „nur“ um die Überbrückung von einigen Monaten, um eine Master- oder Doktorarbeit fertigzustellen, da möglicherweise die bisherige Finanzierung weggefallen ist bzw. sich durch etwaige Lebensumstände als schwierig darstellt. Zum anderen schaue ich mir die Motivation der potentiellen Stipendiaten an, ihren Traum“ zu leben. Nach erfolgreicher Aufnahme betrachten wir uns dann die Ergebnisse und die jeweilige Situation nach einem Jahr, und entscheiden dann über eine eventuell notwendige Verlängerung, was bisher immer der Fall war.
Aber insgesamt ist das echt eine kleine Stiftung, im Verhältnis zu all den anderen tollen Stiftungen, die es in Deutschland gibt und wo sich zahlreiche Menschen mit viel Energie engagieren.

„Wie digital wollen wir leben?“ ist Ende letzten Jahres beim Patmos Verlag erschienen. Planen sie schon ein weiteres Buch?

Momentan bin ich noch stark mit der Vermarktung meines Erstlingswerks und den letzten beiden Semestern meines Studiums beschäftigt, hinzu kommt eine Reihe von beruflichen Themen. Aber in mir kreisen noch einige weitere Ideen, sei es die Thematik „Postwachstum – Geht Wirtschaft nicht auch anders?“ oder das Kernmotto meines Lebens: „Einmal mehr aufstehen als hinfallen“. Mal schauen, was das Leben noch so bereit hält für mich!

Was möchten Sie den Leser*innen sonst noch erzählen?

Wenn ich darf, möchte ich den Lesern 3 Anregungen mitgeben:

– Bleiben Sie neugierig und beschäftigen Sie sich weiter mit Digitalisierung. Wir schreiben gerade Geschichte und leben nicht nur wegen ihr in äußerst spannenden Zeiten.

– Nutzen Sie die Möglichkeiten der Digitalisierung dort, wo sie Ihnen einen Mehrwert liefern. Tun sie das nicht, so überlegen Sie sich genau, ob Sie sie weiterhin an der Stelle nutzen wollen. Und kümmern Sie sich um den Bereich Datenschutz!

– Haben Sie sich schon mal gefragt, was IHR größtes Talent ist und ob bzw. wie Sie es leben? Falls nicht, reflektieren Sie einmal über die Frage, es lohnt sich!

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben, Andreas Dohmen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihren Projekten.