Rezension: „Sie şprechen ja Deutsch!“ von Eser Akbaba und Jürgen Pettinger

Cover des Buchs "Sie sprechen ja Deutsch"

Titel: Sie şprechen ja Deutsch! – Traum und Wirklichkeit einer anatolischen Österreicherin
Autor*innen: Eser Akbaba, Jürgen Pettinger
Illustrationen: Hüseyin Işik
Autobiografie, Hardcover 176 Seiten, auch als eBook erhältlich, Verlag Kremayr & Scheriau

Die Autorin: Die 1979 geborene Eser Akbaba hat gleich drei Muttersprachen: Deutsch, Zaza und Türkisch. Sie hat in Wien Kommunikationswissenschaften und Publizistik studiert und ist Gründungsmitglied der Zeitschrift „biber“. Im Jahr 2009 begann sie mit der Präsentation des „Wien-Wetters“, seit 2013 präsentiert sie das Wetter im Sender ORF-1. Von 2011 bis 2013 war sie die Moderatorin des „Wien Heute Haber Magazins“. Die Wienerin mit türkischen Wurzeln engagiert sich für soziale Projekte. Ein Beispiel dafür ist der Verein „Nubigena Wolkenkind“, der sich für Flüchtlinge einsetzt. Für seine Arbeit erhielt dieser Verein im Jahr 2014 den „Wiener Mut“ Sonderpreis.

Der Autor: Jürgen Pettinger wurde 1976 in Linz in Oberösterreich geboren. An der Innsbrucker Hochschule MCI studierte er Wirtschaft & Management. Er arbeitet als Reporter und Moderator. Für seine Radio- und TV-Dokumentationen hat er mehrere Preise bekommen.

Das Buch: Eser Akbaba, die 2009 zum ersten Mal den ORF-Wetterbericht präsentierte, erzählt in ihrem Buch von den Schwierigkeiten, als Gastarbeiter-Familie in Österreich heimisch zu werden. Sie schildert, wie es für ein Kind ist, zwischen zwei Welten aufzuwachsen. Aber wir lesen in diesem Buch auch, wie sie es geschafft hat, ihren Traumjob im Fernsehen zu bekommen.

„Sie şprechen ja Deutsch“ ist liebevoll gestaltet, dazu tragen die schönen Illustrationen von Hüseyin Işik viel bei. Zu jeder Überschrift gibt es außerdem – in einer Sprachwolke dargestellt – die türkische Übersetzung. Eine Reihe von Fotos dokumentieren den Weg der Familie Akbaba aus einem anatolischen Dorf in die österreichische Großstadt Wien.

Wie der Untertitel schon andeutet, erzählt die Autorin nicht nur von der Realität ihres Lebens in Österreich, sondern auch von ihren Träumen, die oft in Märchen verpackt sind. Viel Raum gibt die Autorin ihrer Mutter Gülistan, die als analphabetische Gastarbeiterin nach Österreich kam. Trotzdem spricht sie heute mehr als nur die eine Sprache Türkisch. Da sie selber nie Bildung erleben durfte, war es ihr besonders wichtig, dass ihre sechs Kinder alle eine gute Schulbildung bekamen.
So sagt Gülistan Akbaba:

„Du sollst es einmal viel besser haben als ich. Du sollst studieren und von niemandem abhängig sein“.

Ganz besonders stolz ist sie daher natürlich auf Eser, die sogar wirklich studiert und damit den Traum ihrer Mutter erfüllt hat.

Da Eser in Österreich geboren wurde, dort in den Kindergarten und zur Schule ging, war sie diejenige in der Familie mit den besten Deutschkenntnissen. Daher musste sie ständig für die gesamte Familie übersetzen und Behördengänge erledigen. Sie erzählt sehr eindrücklich, wie sie dies als Kind gehasst hat.

Neben den spezifischen Problemen eines Gastarbeiter-Lebens lernen wir in diesem Buch auch einiges über das Leben in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Österreich.

Dieses locker und gut lesbar geschriebene Buch kann ich allen Leser*innen empfehlen, die sich für die Gastarbeiter-Problematik interessieren. Mir hat es einige Stunden netter und gleichzeitig sehr informativer Lektüre beschert.

„Sie şprechen ja Deutsch“ wurde mir für die Rezension vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Das hat meine Meinung zu diesem Buch aber nicht beeinflusst.