Titel: Schatten im Silsersee
Autorin: Christine Neumeyer
Historischer Kriminalroman, TB 207 Seiten, Emons-Verlag
Die Autorin: Die Wienerin Christine Neumeyer arbeitet als Organisationsassistentin an der Universität Wien. Sie schreibt historische Romane, Kriminalromane sowie Kurzgeschichten. Seit 2017 engagiert sie sich bei den „Mörderischen Schwestern Österreich“. Das ist eine Vereinigung von Autorinnen zur Förderung der von Frauen geschaffenen Krimiliteratur.
Das Buch: Der staatenlose Maler Giovanni Segantini zieht 1886 mit seiner Frau, vier Kindern und einer Magd in die Schweizer Alpen. Dort hofft er, mit seiner Familie in Frieden leben und sich ungestört seiner Kunst widmen zu können. Das erweist sich als nicht so einfach, da ihm Misstrauen entgegen schlägt. Als sein Nachbar, ein angesehener Käsebauer, ermordet wird, geraten er und seine Familie in Verdacht. Segantini beschließt, den Mord aufzuklären, um sich zu retten.
Die Hauptfigur Giovanni Segantini und seine Familie waren real existierende Personen, die auch wirklich im Örtchen Maloja, in den Schweizer Alpen gelebt haben. Giovanni Segantini war ein seiner Zeit sehr bekannter Maler der Hochgebirgslandschaft. Die Ereignisse im Ort Maloja sind aber von der Autorin frei erfunden.
Sowohl Giovanni Sergentini als auch seine Lebensgefährtin Luigia Bugatti sind interessante, vielschichtige Persönlichkeiten. In wie weit dies auf historischen Quellen beruht, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall werden sie von der Autorin überzeugend dargestellt und machen einen großen Teil des Reizes des Romans aus.
Christine Neumeyer entführt die Leser*innen in die Welt des späten 19. Jahrhunderts. Hierbei wirken sowohl die verwendete Sprache als auch die geschilderten Begebenheiten absolut authentisch, der Zeit und den Umständen angepasst. Sie zeigt sehr schön den Gegensatz zwischen dem Leben internationaler, freischaffender Künstler und der engen Welt des Bergdorfes.
Als historischer Roman ist „Schatten im Silsersee“ absolut überzeugend und spannend geschrieben. Die wirtschaftlichen Probleme eines Künstlers, der nicht auf die Unterstützung einer wohlhabenden Familie zurück greifen kann, vermischen sich mit seinem Ehrgeiz und der Eifersucht einer Lebensgefährtin sowie der Ablehnung, die er als Staatenloser immer wieder erfährt.
Dabei gerät die eigentliche Krimihandlung vollkommen in den Hintergrund. Das ist auch mein Kritikpunkt an diesem Roman. Bis fast zur Hälfte des Buches habe ich mich gefragt: „Warum soll das ein Kriminalroman sein?“ Dann geschieht der Mord an dem Käsebauern. Aber dessen Aufklärung scheint irgendwie keine große Priorität zu haben.
Als Historischer Roman hat mir „Schatten im Silsersee“ sehr gut gefallen. Man wird beim Lesen sehr schnell in die Handlung gezogen und taucht in die fremde Zeit und Gegend ein. Als Kriminalroman fand ich das Buch aber doch eher schwach.
Ich kann „Schatten im Silsersee“ daher allen Fans Historischer Romane sehr empfehlen. Wer allerdings mehr Wert auf einen Krimi legt, sollte besser ein anderes Buch wählen.
Vielen Dank für diese Rezension. Der Roman ist in der Tat mehr historisch als kriminell. Der Kriminalfall ist fiktiv und dient vor allem der Darstellung der inneren Konflikte der Hauptfiguren, der Darstellung ihrer Emotionen und Reaktionen in einer Ausnahmesituation. Die Geschichte um diesen Künstler ist real und sie trägt diesen Roman. Hoffentlich werden Krimileser*innen nicht zu sehr enttäuscht sein.
Liebe Grüße, Christine Neumeyer
Hallo Christine,
freut mich, dass Du nicht zu enttäuscht über meine Kritik bist. Freunde historischer Romane kommen bei „Schatten im Silsersee“ auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Einen schönen Sommer
Ann-Bettina