Interview mit der Autorin Ulrike Busch

UlrikeBusch

Heute habe ich eine Autorin zu Gast, die vor einigen Monaten ihren ersten Krimi, aber nicht ihr erstes Buch herausgebracht hat.

Guten Tag Ulrike Busch.

Dein Krimi »Pfauenfedermord« ist der Auftakt für die Krimi-Reihe »Kripo Wattenmeer«. Was erwartet den Leser da?

Pfauenfedernmord

Vor allem eins: eine Mischung aus Spannung, Humor und Emotionen. Geschichten, die man lesen kann, ohne Albträume befürchten zu müssen. Es gibt ausdrücklich keine Beschreibungen zerschossener Schädel, zermalmter Knochen oder sonstiger Brutalitäten.
Hauptkommissar Kuno Knudsen und sein Kollege Arne Zander ermitteln auf den Nordfriesischen Inseln und Halligen. Dabei bekommen sie es mit Verbrechen zu tun, die von ganz normalen Menschen verübt wurden, Urlaubern wie auch Einheimischen. Wobei – was heißt schon „ganz normal“?

Norddeutschland scheint ja bei Krimi-Autoren als Schauplatz sehr beliebt zu sein. Hast du eine Erklärung dafür?

Ich glaube, es liegt an der Einzigartigkeit der Natur und der Menschen. Die karge, oft geheimnisvoll wirkende Landschaft, die geografische Randlage und die Urgewalt des Meeres üben einen ganz besonderen Reiz aus. Die Menschen sind wortkarg und zurückhaltend, aber wenn man sie näher kennenlernt, ist man erstaunt über ihre Offenheit, Warmherzigkeit und ihren Humor. Das Leben an oder gar vor der Küste hat seinen eigenen Rhythmus und seine besonderen Spielregeln. Mich fasziniert diese Welt, besonders die nordfriesische, immer wieder.

Deine anderen Bücher waren keine Krimis, sondern eher Geschichten, die sich aus dem Alltagsleben ergeben. Warum plötzlich nicht nur ein Krimi, sondern gleich eine Reihe?

Die Idee zu „Der Pfauenfedernmord“ kam sehr spontan, und als ich mit dem Schreiben dieses Krimis anfing, habe ich im Traum nicht an eine Reihe gedacht. Aber ich habe mich mit den Figuren Kuno Knudsen und Arne Zander so wohl gefühlt, dass ich mit ihnen weiterarbeiten wollte. Und viele Leserinnen und Leser haben mir geschrieben, sie möchten gern mehr von den beiden lesen. Da konnte ich diese Kommissare ja nicht einfach in Pension schicken.

Dein Buch »Leichte Mädchen haben’s schwer: 5 hinterlistige Geschichten rund um die Gürtellinie« hat einen etwas provokanten Titel. Um was geht es in diesen Geschichten?

Leichte-Maedchen

Die Hauptperson aller fünf Geschichten ist die (frei erfundene) Hamburger Journalistin Corinna Merker. Sie leidet unter einem heute weit verbreiteten Phänomen: Wer sehr schlank ist, dem wird schnell Magersucht unterstellt.
Ich selbst bekomme solche Sprüche immer wieder zu hören. Dabei esse ich fünfmal am Tag und greife auch am Abend nochmal zu Erdnüssen oder Schokolade. Allerdings bin ich Vegetarierin, und ich treibe gern Sport.
Aus Wut darüber, dass so häufig an meiner Figur herumgemäkelt wird, habe ich dieses Buch geschrieben. Ich bin der Meinung, man sollte jedem selbst überlassen, mit welchem Gewicht er/sie sich wohlfühlt.

Als erstes Buch hast du 2013 eine Geschichte um einen alten Herrn in einer Seniorenresidenz »Himmelhochjauchzendhellblau: Ein Sturz, ein Irrtum und ein Happy End« herausgebracht. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

himmelhochjauchzend

Das Buch hat eine sehr persönliche Geschichte. Meine sportliche, lebenslustige Mutter zog mit Anfang 70 in eine Seniorenwohnanlage. Ein verwitweter Mitbewohner verguckte sich in sie. Sie gab ihm zu verstehen, dass sie keinen Partner mehr möchte, aber er gab die Hoffnung nicht auf. Dann starb sie auf dramatische Weise an den Folgen einer Krebsoperation. Ich habe sie beim Sterben begleitet; vier Tage lang war ich rund um die Uhr bei ihr im Krankenhaus.
Ich habe lange gebraucht, das Geschehen zu verarbeiten. Eine ganze Zeit später wollte ich meine Gedanken dazu aufschreiben, nur für mich selbst. Da merkte ich, dass ich viel lieber etwas Optimistisches schreiben wollte, und ich spürte gleich, dass ein Buch daraus werden wollte. So entstand die Geschichte über den Witwer Schorschi Scholz, der glaubt, mit dem Leben und der Liebe abgeschlossen zu haben, und dem das Schicksal dann eine Überraschung bereitet.

Die ersten beiden Bücher hast du als Self-Publisherin veröffentlicht. »Der Pfauenfedermord« erscheint bei Amazon Publishing. Wie ist es dazu gekommen? Hast du dich da aktiv drum bemüht?

Nein, es war reiner Zufall und ein echter Glücksfall. Auch „Der Pfauenfedernmord“ hatte ich zuerst als Selfpublisher veröffentlicht, am 29. April 2015. Das Buch stieg innerhalb einer Woche in die TOP 100 der Kategorie „Detektivromane“ auf. Dort wurde es von Amazon Publishing entdeckt. Der Verlag kontaktierte mich und bot mir eine Zusammenarbeit an. Im Dezember 2015 wurde „Der Pfauenfedernmord“ von Amazon Publishing mit neuem Cover herausgebracht.

Deine Bücher haben recht beachtliche Verkaufsränge bei Amazon, obwohl du zwar viele, aber nicht nur 5-Sterne-Rezensionen bekommen hast. Werden schlechte Amazon Rezensionen überbewertet?

Nein, das kann man so nicht sagen. Es kommt immer auf den Inhalt der Rezensionen an, was ja übrigens auch für die guten Rezensionen gilt. Ich unterscheide zwischen drei Arten negativer Rezensionen:
1. Der Rezensent führt sachliche, objektiv nachweisbare Kritikpunkte an, z. B. dass die Kommissare erst relativ spät zum Einsatz kommen. Solche Rezensionen sind für Kaufinteressenten sicher hilfreich, denn sie können für sich entscheiden, ob das auch für sie ein Manko wäre oder ob es sie nicht stört. Ich als Autor nehme diese Kritikpunkte sehr ernst, denn daraus kann ich viel lernen.
2. Der Rezensent bemängelt Dinge, die seinen persönlichen Geschmack betreffen, z. B. dass es kein harter Krimi ist. Diese Rezensionen können Kaufinteressenten eine gute Orientierung geben; der Autor sollte darüber nachdenken, den Klappentext zielgruppengerechter zu formulieren.
3. Hassrezensionen. Die kann man als Autor nicht ernst nehmen. Zum Glück merken auch die Kaufinteressenten sehr schnell, was sie davon zu halten haben.
Ich rate immer dazu, sich nicht allein auf die Rezensionen zu verlassen – egal, ob sie gut oder schlecht sind, sondern die Leseprobe zu lesen, bevor man ein Buch kauft.

Du hast ziemlich spät damit begonnen, zu schreiben. Was hat dich früher abgehalten bzw. vor drei Jahren dazu bewogen, damit anzufangen?

Das Schreiben an sich ist seit 1984 mein Beruf: Ich bin Texterin und Technische Redakteurin, seit 2003 freiberuflich selbständig. Um ein Buch zu schreiben, braucht man viel Zeit und einen freien Kopf. Ich hatte aber immer viel Stress und kaum Freizeit. Ich habe früher nie darüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben, und ehrlich gesagt: Ich hätte es mir auch nie zugetraut.
Dann kamen verschiedene Faktoren zusammen: Mit 50 habe ich mir vorgenommen, mein Leben ab 55 (also ab dem Jahr 2013) zu ändern, den Stress abzubauen, mehr Zeit für mich zu haben. Gleichzeitig entstand 2013 durch Zufall mein erster Roman, und eine Freundin machte mich auf die Möglichkeit des Selfpublishings aufmerksam. Dann kam die Idee zu dem Krimi, schließlich die Zusammenarbeit mit Amazon Publishing. So wurde ich, ohne es geplant zu haben, innerhalb eines Jahres hauptberufliche Romanautorin.

Bei Amazon wird bereits dein nächster Krimi »Kripo Wattenmeer 2« für August angekündigt. Kannst du uns darüber schon etwas erzählen?

Jaspers_letzter_Flirt

Gerne! Der zweite Fall für die Kripo Wattenmeer entführt die Leser in die idyllische, aber manchmal recht eigene Welt der Nordseeinsel Amrum. Auf den windigen Surflehrer Jasper Erikson wird ein Anschlag verübt. Kuno Knudsen und Arne Zander stoßen bei ihren Ermittlungen auf unerwartete Widerstände.

Wirst du dich jetzt ganz auf Krimis spezialisieren?

Jein. Zurzeit arbeite ich an einem Spannungsroman, den ich ebenfalls zu einer Serie ausbauen möchte. Die Protagonistin ist eine unerschrockene norddeutsche Journalistin, die ihre Nase in Geschichten steckt, die sie besser der Polizei überlassen sollte.
Ich bin sicher, dass sich die beiden Serien sprachlich und inhaltlich gegenseitig befruchten werden. Wenn mir aber eine interessante Idee außerhalb der Genres „Krimi“ oder „Suspense“ kommen sollte, würde ich nicht davor zurückschrecken, mich auch darin zu versuchen.
Allerdings sind Liebesromane oder Fantasy nicht mein Ding. Gut vorstellen könnte ich mir aber Gegenwartsliteratur wie die Geschichten meines Lieblingsautors Martin Suter.

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?

Auch wenn es so nicht geplant war – ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich das Bücherschreiben zum Beruf machen konnte. Daher ein ganz dickes Dankeschön an all diejenigen, die Bücher lesen, rezensieren, verschenken oder sich einfach nur daran freuen! Buchbloggerinnen wie Dir bin ich sehr, sehr dankbar, dass Ihr so viel Zeit, Mühe und Leidenschaft daransetzt, uns einem größeren Kreis von Leserinnen und Lesern vorzustellen!

Vielen Dank für das Interview, Ulrike Busch. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.

Vielen Dank an Dich und die Leserinnen und Leser Deines Blogs!

2 Gedanken zu „Interview mit der Autorin Ulrike Busch

  1. Claudia Dieterle

    Hallo Ann-Bettina,

    interessantes Interview. Ich habe die Autorin mal über Facebook kennengelernt und alle ihre Bücher gelesen. Mir gefällt ihr Schreibstil sehr gut. „Himmelhochjauchzendhellblau“ ist mein Lieblingsbuch von ihr.

    Viele Grüße
    Claudia

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Claudia,
      dann scheinst du ja ein echter Fan zu sein, wenn du alle ihre Bücher gelesen hast. Das wird die Autorin sicher gerne hören 🙂 Um so mehr freut es mich, dass dir das Interview gefallen hat.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

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