Interview mit der Autorin Alexa Rudolph

Alexa-Rudolph

Auf meinen heutigen Interview-Gast bin ich durch ihr neuestes Buch „Der letzte Spargel“ aufmerksam geworden. Der Emons Verlag hat uns ein Exemplar dieses Krimis als Taschenbuch für eine Verlosung zur Verfügung gestellt.

Update: Die Autorin hat ein weiteres Exemplar zur Verfügung gestellt. Ihr habt jetzt also die doppelte Chance! 🙂

Wie ihr bis zum 24.4.18 gewinnen könnt, lest ihr am Ende dieses Interviews.

Guten Tag Alexa Rudolph.

„Der letzte Spargel“ ist der zweite Band der Krimi-Reihe um den Kommissar Poensgen. begonnen hat diese Reihe mit „Das Schweigen der Schweine“. Es ist doch sicher kein Zufall, dass beide Titel etwas mit Essen zu tun haben?

Der-letzte-Spargel-Kriminalroman
das-schweigen-der-schweine

„Kulinarisch gesehen lebe ich in einer der schmackhaftesten Ecken der Republik. Im Badischen versteht man viel von guter Küche. Kochen und Essen sind Teil unserer Kultur. Also gönne ich auch den unanständigsten Personen in meinen Geschichten hin und wieder eine Pause und ein feines Menü. Das schafft automatisch Raum für Dialoge. Oder für Stille. Im Spargelkrimi wird durch das trostlose Alleinsein am kleinen Tisch in der Küche, mit dem Fenster zum Hof und der abwaschbaren Tischdecke, die Tragödie einer Vereinsamung sichtbar. In ihrem Wohnzimmer hingegen hat die alte Dame eine feudale Tafel gedeckt, an der niemand mehr sitzen wird, sozusagen eine Erinnerungstafel an bessere Zeiten. Es gab zwar noch mal eine Affäre in ihrem Leben, aber inzwischen lebt die Frau allein. Gerade als sie ihren liebevoll zubereiteten Spargel essen will, wird sie umgebracht. Nach der abscheulichen Tat setzt sich der Mörder in die Küche und verspeist in aller Ruhe das zurückgelassene Menü. Widerlich, aber verständlich. So eine Köstlichkeit kippt man doch nicht einfach ins Spülwasser! Essen und Trinken werden auch in meinem nächsten Roman eine Rolle spielen. Eine helle, perfekt aufgeschlagene Buttersoße zum Spargel gereicht, kann tödlich sein.“

Kommissar Poensgen sitzt nach einem Hooligan-Angriff im Rollstuhl. Ist das nicht eine sehr unrealistische Figur?

„Poensgen ist zwar eine fiktive Figur, es gibt für ihn aber ein Vorbild. Vor Jahren wurde in Köln ein Polizist bei einer Auseinandersetzung mit Hooligans folgenschwer verletzt. Die Figur des Hauptkommissars Hans-Josef Poensgen war damals noch nicht geboren, aber ich habe mir schon Notizen gemacht und mit Menschen im Rollstuhl über ihre Schwierigkeiten im Alltag gesprochen. Später, vor die Aufgabe gestellt, mir einen Ermittler, oder eine Ermittlerin, auszudenken, war für mich klar, dass es ein Mann sein muss, einer der eine physische oder psychische Einschränkung hat, die für Entschleunigung sorgt; ein Ermittler also, der nicht in Hektik und sinnloser Hast jedes menschliche Maß ignoriert. Schneller, höher, weiter, das ist nicht mein Ding. Spannung geht auch anders. Ich schreibe gern für Leser, die nicht sofort weiter blättern, wenn mal ein Kapitel mit einer Landschaftsbeschreibung beginnt. Entschleunigung heißt für mich unter anderem auch Muße, um mal einen Seitenaspekt auszuarbeiten. Mein Poensgen, mein Ermittler mit Handicap, der auch Musik und Malerei schätzt, rennt nicht von morgens bis abends bewaffnet durch die Gegend, oder hat ständig das Telefon am Ohr. Poensgen sammelt Affenminiaturen, liebt die Natur, liest und diskutiert über die Dinge des Lebens. Ich habe eine widerborstige aber liebenswerte Figur erfunden, weil wir beide, der Hans-Josef und ich, noch eine Weile zusammen aushalten wollen. Also, ich sage das jetzt mal ganz sentimental: Dieser fiktive Mann ist für mich realistisch, den habe ich mit besten Zutaten für meine Leser gebacken.“

Neben dieser Kriminalroman-Reihe hast du verschiedene Kurzgeschichten veröffentlicht. Auch Kurzkrimis in Anthologien, beispielsweise 2017 in „Badisch kriminelle Weihnacht“. Du schreibst also offensichtlich gerne Krimis. Warum?

„Ich liebe Short Storys, ich lese und schreibe sie mit Begeisterung. Dadurch feile ich an meinem Stil. Es gibt Kurzgeschichten, nicht nur Krimigeschichten, an denen ich seit Jahren arbeite. Gerade lese ich Emerald City von Jennifer Egan. Toll! Knapp, direkt, atmosphärisch dicht, lakonisch, präzise Stimmung, moderne Sprache. Ich bewundere die Autorin. Durchaus ein Vorbild. Wenn man als Autor zu Anthologien eingeladen wird, gibt es meistens irgendeine Vorgabe. Bisher waren das Kriminalgeschichten. Ich bin ja auch Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern. Krimis sind dramaturgisch besonders nahrhaft. Irgendwo stinkt‘ s doch immer.“

Angefangen hast du 2009 mit der Kurzgeschichtensammlung „Im Keller brennt Licht – dreizehn ungehörige Geschichten“. Was haben wir uns denn unter ungehörigen Geschichten vorzustellen?

Im-Keller-brennt-Licht

„Der Band mit den dreizehn ungehörigen Geschichten erzählt von tragisch-komischen Situationen, vom Scheitern und Gelingen des Lebens. Leider ist das Buch inzwischen im Verlag vergriffen, hat aber damals eine sehr gute Aufmerksamkeit bei den Besprechungen bekommen und mich ermutigt, weiter zu schreiben. Das Sonderbare, Skurrile und Groteske zieht mich an und wird mich auch zukünftig nicht loslassen. Ich habe mich mit Pirandello, dem italienischen Dramatiker, beschäftigt, vielleicht hat das ein bisschen abgefärbt. Meine Geschichten sind nicht nett, sie sind letztendlich ein Spiel, auf das sich der Leser einlassen muss, selbst um den Preis des Scheiterns. Alles darf infrage gestellt werden. Eben ungehörig.“

Dann hast du noch einen Roman mit dem Titel „Das seltsame Leben der Scarlett Ostermann“ herausgebracht. Um was geht es in diesem Buch?

„Dieser Roman liegt etwas länger zurück, ist mein erster Roman und handelt von einer Entführung. Ein sehr junges Mädchen – Scarlett – glaubt, dass sie ihrer großen Liebe begegnet ist, ihr Vertrauen wird jedoch missbraucht und sie wird drei Jahre lang von dem Mann eingesperrt. Meine Protagonistin hat eine scharfe Beobachtungsgabe, mit der sie die Geschäftigkeit ihrer heimatlichen Kleinstadt und die Marotten ihres Entführers ebenso kühl analysiert, wie ihre spießigen Eltern und andere Menschen, denen sie nach ihrer Rettung begegnet. Ihr weiteres Leben bleibt zwar rast- und beziehungslos, aber sie gewinnt für sich an fast übermenschlicher Stärke.
Natürlich kannte ich die Fälle Kampusch und Fritzl, das sind schon Themen, die einen Autor reizen. Ich habe aber meine ganz eigene, fiktive Geschichte daraus gemacht.“

Bis 2006 warst du als Malerin und Fotografin tätig. Dann bist du auf das Schreiben umgeschwenkt. Was hat dich dazu bewogen?

„Als Künstlerin bin ich immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, es konnte also nicht ausbleiben, dass ich eines Tages beim Schreiben landete. Es hat etwas länger gedauert, bis ich so weit war, ich musste erst einmal ein Stückchen Leben und einige Erfahrungen hinter mich bringen. Früher habe ich mich an riesigen Formaten abgearbeitet, zwei bis drei Meter und mehr, heute genieße ich die DIN-A4 Seite. Außerdem – ich bin eine Geschichtenerzählerin. Schon als Kind habe ich Geschichten erfunden und sie jedem, der sich zufällig angeboten hat, erzählt. Später habe ich meinen eigenen Kindern Geschichten erzählt, also keine gedruckten Gutenachtgeschichten vorgelesen, sondern aus dem Stegreif erfundene.

Was liest du selber gerne?

„Ich lese am liebsten gut geschriebene Geschichten aus unserem komischen, verzwickten Leben. Short Storys oder Romane, tragische Komödien. Eher selten einen Kriminalroman. Die Highsmith-Krimis habe ich allerdings allesamt verschlungen. Die Serie dieser herrlichen schwarz-gelben Diogenes Bändchen habe ich geschenkt bekommen.“

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

„Der letzte Spargel“ ist gerade erst herausgekommen, ich recherchiere aber schon seit einiger Zeit für einen neuen Roman.“

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

„Wenn ich jetzt loslege und erzähle, dann gibt das gleich eine neue Geschichte. Die muss ich aber leider für mich behalten, für‘ s nächste Buch. Ein hübscher Schluss wäre vielleicht ein Zitat? Also: Geschichten zu schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen. Das hat Goethe gesagt.

Vielen Dank für das Interview, Alexa Rudolph.

Gewinnspiel:

Wer den Krimi „Der letzte Spargel“ gewinnen möchte, schickt eine E-Mail an:
info@abs-textandmore.de mit dem Betreff: „Der letzte Spargel“.
Unter allen Einsendungen, die bis zum 24.4.18 24:00 Uhr eingehen, werden zwei Exemplare verlost. Wie immer bei solchen Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Den Gewinner bzw. die Gewinnerin werde ich am 23.4.18 bekannt geben.

Auf das Buch bezogene Werbung:
Homepage der Autorin: http://www.alexa-rudolph.de/
Homepage des Emons Verlags: http://www.emons-verlag.de/